Geschichte der Evangelische Klosterkirche St. Maria und die vier Gekrönten

Geschichte der Evangelische Klosterkirche St. Maria und die vier Gekrönten

Die Evangelische Klosterkirche St. Maria und die vier Gekrönten wurde 1228 geweiht und von den Grafen von Schwalenberg als Klosterkirche einer Gruppe von Zisterzienserinnen aus dem Kloster Kamp Lintfort (am Niederrhein) zum Dienst übergeben. Der romanische Westturm ist der älteste Teil des Gebäudes, er blieb vom Vorgängerbau erhalten.

 

Kirchengebäude

Das Kirchengebäude ist eine zweischiffige gotische Kirche mit einer Nonnenempore im Westen und einer etwas später (Mitte des 13. Jh.) im Südwesten angebauten Totenkapelle, der Nikolauskapelle. Dort ruhen in steinernen Sarkophagen die Gebeine zahlreicher Mitglieder des Grafengeschlechtes und späteren Fürstengeschlechtes von Waldeck-Pyrmont. Die Wandflächen der Kapelle sind gegliedert durch eine eindrucksvolle Sammlung von Epitaphen aus verschiedenen Stil-Epochen.

 

Tafelaltar

Das Herzstück der Kirche ist der dreiflügelige Tafelaltar, der um 1360/ 1370 in einer westfälischen Werkstatt entstanden sein dürfte. Der Maler selbst ist nicht bekannt, vergleichende Studien weisen auf eine Verbindung zur Werkstatt des Conrad von Soest hin. Möglicherweise ist das Werk in der Werkstatt seines Vaters entstanden. In dreizehn Bildern wird das Leben des Erlösers Jesus Christus dargestellt, mit elegant geschwungenen Formen und Figuren auf warmleuchtendem Goldgrund. Es handelt sich um einen Passionsaltar, in dessen Zentrum ein überdimensionaler Kruzifixus steht. Der linke Flügel des Altarretabels gibt auf vier Bildern den Blick auf Szenen vor und kurz nach der Geburt des Heilandes frei. Die Verkündigung des Engels an Maria ist das erste dieser Bilder, in dem das gesamte Bildprogramm des Altares in verschlüsselter Form enthalten ist. Das zweite der Bilder, das Bild von der Geburt Jesu, wird im ZDF- Fernsehgottesdienst am Heiligen Abend 2010 im Mittelpunkt der Betrachtung stehen. Die zwei weiteren Bilder zeigen die Anbetung der Könige und die Darstellung des Kindes im Tempel mit dem greisen Simeon, ein Bild, das innerhalb des Kirchenjahres dem 2. Februar (Maria Lichtmeß, Darstellung im Tempel) zuzuordnen ist. Die Farben des Altarretabels und besonders die Leuchtkraft des Goldgrundes verleihen dem gesamten Kirchenraum eine große Wärme und erzeugen eine sehr harmonische Atmosphäre.

 

Altarbild

Das Altarbild war für die Nonnen des Klosters Netze ein Gegenstand der Betrachtung, der zu Meditation und Gebet angeleitet hat. Sein genauer Standort ist daher wahrscheinlich zu Klosterzeiten die Nonnenempore und nicht die Gemeindekirche gewesen. Nur durch das sehr aufmerksame und engagierte Verhalten der Netzer Gemeindelieder konnte am Ende des 2. Weltkrieges verhindert werden, dass das in einem Bad Wildunger Bunker eingelagerte Altarbild von der amerikanischen Besatzungsmacht in die USA gebracht worden wäre. Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde das Altarbild einer grundlegenden Restaurierung unterzogen und die Kirche wurde entsprechend den damaligen Standards renoviert. Inzwischen sind zur Erhaltung des Altarbildes insbesondere hinsichtlich des Raumklimas weitere Bau-Maßnahmen in der Kirche erforderlich geworden.

 

Seit einigen Jahren hat sich die Gemeinde Netze bewusst auf die Klostertradition besonnen und bietet geistliche Kirchenführungen mit Betrachtung des Altarbildes sowie regelmäßige Tagzeitengebete an.