Die Orgel in Luthers Taufkirche St. Petri-Pauli

Die Orgel in Luthers Taufkirche St. Petri-Pauli

Foto: Simone Carstens-Kant

Leider kann im ZDF-Gottesdienst nur ein kleines Orgelpositiv erklingen, da die große Orgel momentan unspielbar ist. Sie wurde 1929 von der Zörbiger Orgelbauanstalt Wilhelm Rühlmann mit 42 Registern auf drei Manualen und Pedal erbaut. Diese Orgel war ein bedeutendes Klangdokument ihrer Zeit und aufgrund ihrer Maphys-Mensuren in den 1930er Jahren häufig im Mitteldeutschen Rundfunk zu hören.

 

Die Disposition fand Eingang in das Handbuch der Orgelkunde von W. Ellerhorst. Schon dies belegt die Bedeutung des Instrumentes als eine der wichtigen Reformorgeln der späten 1920er Jahre. Das Gehäuse des Bildhauers Johannes Horn aus Halle, in welchem sich Elemente der expressionistischen Architektur und des Art Déco verbinden, ist als einer der frühesten Gehäuseprospekte überhaupt eine künstlerische Ausnahmeleistung dieser Zeit.

 

Verlust der leisen und zarten Klangfarben

Leider machten sich schon nach ca. 20 Jahren erste technische Mängel bemerkbar. Das III. Manual wurde durch den schlechten Zustand der Taschenladen unspielbar. Dazu kamen generelle Probleme mit der stark verzögernden Tontraktur. Umbau– und Renovierungsarbeiten wurden 1949 bzw. 1986/87 ausgeführt. Die Orgel besitzt seitdem nur noch 27 Register auf zwei Manualen und Pedalen. Leider ist durch den einschneidenden Eingriff in Intonation (1949) und Substanz (1986/87 Entfernung der meisten leisen und zarten Klangfarben sowie des Schwellwerkes und der Walze) aus dem großen Konzertinstrument eine liturgische Gebrauchs-orgel geworden, auf welcher große romantische Orgelmusik nicht mehr darstellbar ist.

 

Seit den Umbauarbeiten zum Zentrum Taufe 2011/12 befindet sie sich in unspielbarem Zustand, da trotz der Sicherungsmaßnahmen Verschmutzung und Schimmelbefall in großem Umfang entstanden sind. Im Blick auf das exzeptionelle klangliche Konzept ist die Wiederherstellung des Originalzustandes von 1929 ein nicht nur orgelbaugeschichtlich lohnendes Unternehmen.

 

Geplante Rekonstruktion

Nach einer gründlichen Reinigung sowie Schimmelbekämpfung müssen 14 im Zuge der Renovierung 1986/87 verworfene Register rekonstruiert werden. Die Disposition und Intonation von 1929 wird wieder hergestellt bzw. behutsam modifiziert. Der derzeit vorhandene zweimanualige Spieltisch kann nicht wieder verwendet werden und wird durch einen dreimanualigen mit moderner Technik ersetzt. Nach Einschätzung des Landesdenkmalamtes Sachsen-Anhalt würde die Rekonstruktion eine einzigartige Bereicherung der mitteldeutschen Orgellandschaft darstellen.

 

Mit der Wiederherstellung eines solchen überregional bedeutenden Instruments der Spätromantik bekäme Luthers Taufkirche auch im Konzertleben Mitteldeutschlands wieder den ihr gebührenden Rang. Ausgehend von Luthers Wertschätzung der Musik als Verkündigung, ohne die die evangelische Kirchenmusik sicher nicht den Stellenwert innerhalb der Kirche und darüber hinaus ihre große gesellschaftliche Bedeutung hätte, bieten sich im 2012 in der Petrikirche entstandenen "Zentrum Taufe" vielfältige musikalische Möglichkeiten an:
 

  • Gottesdienstliches und konzertantes Orgelspiel
  • Orgelmusik zur Mittagszeit (donnerstags 12.00-12.20 Uhr) 
  • Thematische Orgelkonzertreihe mit bedeutenden in- und ausländischen Organisten
  • Führungen
  • Meisterkurse

 

Derzeit sammelt das "Zentrum Taufe" für die Restaurierung der historischen Rühlmann-Orgel.

 

Orgel-Spendenkonto

Kreiskirchenamt Sangerhausen

Konto 0 390 108 170

Sparkasse Mansfeld-Südharz

BLZ 800 550 08,

Stichwort "Petriorgel Eisleben“