Malaysia - Weltgebetstagsland 2012

Malaysia - Weltgebetstagsland 2012

Wie lässt sich ein Staat regieren, dessen zwei Landesteile – getrennt durch das Südchinesische Meer – mehr als 500 Kilometer auseinander liegen? Ein Land, dessen rund 27 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner unterschiedliche ethnische, kulturelle und religiöse Wurzeln haben. Mit Kontrolle, mit Reglementierungen, mit Religion?

 

Seit 1957 unabhängig und wirtschaftlich aufstrebend

Die Regierung des südostasiatischen Landes Malaysia versucht mit allen Mitteln, Einheit und Stabilität zu erhalten. Der Islam ist in Malaysia Staatsreligion. Alle Malaiinnen und Malaien (rund 50 Prozent) sind von Geburt an muslimisch. Chinesisch-stämmige (23,7 Prozent) und indisch-stämmige Menschen (7 Prozent), indigene Völker (11 Prozent) und Menschen anderer Herkunft (7,8 Prozent) gehören größtenteils dem Buddhismus, Hinduismus, Christentum und anderen Religionen an. Für sie gilt nur theoretisch Religionsfreiheit. Immer wieder kommt es jedoch zu Benachteiligungen der religiösen Minderheiten und zu politisch-instrumentalisierten Konflikten. So versucht man beispielsweise durchzusetzen, dass der Gottesname "Allah“ den Muslimen vorbehalten bleibt und Christen den Vater Jesu Christi nicht öffentlich, wie sie es gewohnt waren, "Allah“ nennen dürfen.

 

Malaysia, seit 1957 unabhängig, gilt als wirtschaftlich aufstrebend und ist als konstitutionelle Wahlmonarchie weltweit einzigartig. Seine Hauptstadt Kuala Lumpur liegt in Westmalaysia, wo rund 80 Prozent der Bevölkerung leben. Im viel größeren Ostmalaysia, das auf Borneo liegt, leben besonders indigene Völker mit einem hohen Christenanteil.

 

300.000 Hausangestellte aus ärmeren Ländern

In Malaysia arbeiten merh als 300.000 Hausangestellte aus ärmeren Nachbarländern. Viele der Frauen und Mädchen kommen von weit her, wie z.B. aus Indonesien oder von den Philippinen. Angeworben wurden sie meist von Agenturen, bei denen sie über lange Zeit horrende, sogenannte Vermittlungsgebühren abzahlen müssen. Arbeitsverträge, Tarifverhandlungen und soziale Absicherung – davon können Hausangestellte in Malaysia bisher nur träumen. Sie sind der Willkür ihrer Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen hilflos ausgeliefert und oft werden ihnen die Pässe abgenommen.

 

Viele Hausangestellte bekommen nur unregelmäßig ihr Gehalt bezahlt. Sie haben unter Beleidigungen und Schlägen zu leiden. Aber auch sexuelle Gewalttaten – von Belästigungen bis hin zu Vergewaltigungen – sind keine Einzelfälle. Die Arbeit von Hausangestellten wird in Malaysia, wie in den meisten Ländern dieser Welt, offiziell nicht als Arbeit anerkannt. Deswegen können sich die Hausangestellten arbeitsrechtlich oft nicht gegen Missbrauch und Gewalt wehren.

 

Menschenwürdige Arbeitsbedingungen für alle

Die Vertreterinnen und Vertreter von Regierungen, Arbeitnehmerverbänden und Gewerkschaften, die in der "Internationalen Arbeitsorganisation“ Mitglieder sind, haben etwas gegen diese Ungerechtigkeiten unternommen. Sie haben im Sommer 2011 die geschichtlich einzigartige "Konvention über menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte “ verabschiedet. Darin steht, dass Hausangestellte die gleichen Rechte wie andere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erhalten sollen. Der Staat Malaysia ist Mitglied in der "Internationalen Arbeitsorganisation“. Malaysia hat sich jedoch bei der Abstimmung enthalten. Die malaysische Regierung hat, nach Recherchen der malaysische Frauenrechtsorganisation Tenaganita, noch keine Anstrengungen unternommen, die Konvention umzusetzen.

 

Frauen aus Malaysia und Frauen und Männer aus der Weltgebetstagsbewegung in Deutschland wollen diese Zustände nicht länger hinnehmen. Gemeinsam mit der Frauenorganisation Tenaganita ruft das Deutsche Weltgebetstags-Komitee dazu auf, die Hausangestellten in Malaysia in ihren Forderungen zu unterstützen und hat dafür eine Unterschriftenkampagne gestartet. Die Malaysische Regierung soll sich endlich ihrer Verantwortung stellen und menschenwürdige Arbeitsbedingungen für alle schaffen. 

 

WGT/Renate Kirsch 

 


 
Weitere Informationen zum Weltgebetstag 2012 und zur Unterschriftenkampagne für die Hausangestellten in Malaysia gibt es auf der Webseite des WGT: www.weltgebetstag.de