Geschichte der Neustädter Hof- und Stadtkirche in Hannover

Geschichte der Neustädter Hof- und Stadtkirche in Hannover

Die barocke Neustädter Hof- und Stadtkirche wurde in den Jahren 1666 bis 1670 erbaut und ist damit eine Kirche der frühen Aufklärungszeit. Wer in die Kirche eintritt, wird eingenommen vom hereinflutenden Licht, dem Symbol und Prinzip der Aufklärung. Die Vernunft macht den Glauben mitteilsam, so das Credo der Aufklärung.

 

Die Kirche beherbergt das Grab des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716). Leibniz hatte am welfischen Hof als Bibliothekar, Jurist und Historiograph das Amt eines Hofrats, später Geheimen Hofrats inne. Er war einer der führenden Gelehrten der frühen Aufklärungszeit. Dieses Erbe wird von der Gemeinde lebendig gehalten. Seit 2004 werden hier jährlich im September die Leibniz-Festtage begangen.

 

Erster protestantischer Saalkirchenbau

1670 unter der Herrschaft des katholischen Welfen-Herzogs Johann Friedrich vollendet, diente die Neustädter Hof- und Stadtkirche fortan vor allem den protestantischen Hofbeamten und ihren Familien als Gemeinde. Bis 1918 war sie die Kirche des Generalsuperintendenten, des obersten Theologen des Landes. Dieser Tradition folgend ist sie heute die Predigtkirche der Landessuperintendentur.

 

Die Neustädter Hof- und Stadtkirche war der erste protestantische Saalkirchenbau in Hannover. Die Pläne stammten wahrscheinlich von dem italienischen Architekten Hieronimo Sartorio, die Bauleitung hatte der herzogliche Hofbauschreiber Brand Westermann. Mit der Umsetzung der Arbeiten war der hannoversche Unternehmer Johann Duve betraut, der auch die Emporenbilder für die Kirche stiftete.

 

Barocke, höfische Vergangenheit

Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Renovierungs- und Umbauten im Kircheninnenraum vorgenommen. An die barocke, höfische Vergangenheit erinnern heute noch die Epitaphe der Hofprediger und Generalsuperintendenten, die Wappenfenster des Herzogs Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg und seiner Gemahlin, das Hochzeitsfenster im Leibnizsaal, das Wappen des Kurfürsten Ernst August von Hannover und das der Calenbergischen Landschaft über dem Turm- und dem Südeingang, sowie einige Figuren des von J. B. F. Ziesenis 1758 geschaffenen Kanzelaltars.

 

Vieles andere jedoch wurde bei einem Luftangriff mit Brandbomben auf Hannover im Jahre 1943 unwiederbringlich zerstört. Der Wiederaufbau der bis auf die Grundmauern zerstörten Kirche konnte erst von 1956 bis 1958 erfolgen. Der heutige bauliche Zustand der Kirche in seiner modernen, aber an die barocke Gestaltung erinnernden Konzeption entstand in den Jahren 1992 bis 1994. Das markante, abstrakte Christusbild über dem Altar stammt von dem Künstler Jacques Gassmann.