Hintergrundinformationen über das Hilfswerk "Cimade"

Hintergrundinformationen über das Hilfswerk "Cimade"

Die "Cimade"  ist 1939 in Frankreich entstanden, um Menschen zur Hilfe zu kommen, die die Nationalsozialisten verfolgt haben. Heute ist sie ein Hilfswerk für Migranten und Asylsuchende. Ihre Aufgaben sind: aufnehmen und begleiten, verteidigen und Zeugnis ablegen, solidarisch sein in Frankreich, aber auch in ihrem Herkunftsland. Heute nimmt diese Solidarität vor allem die Form einer juristischen und administrativen Begleitung an: 2011 wurden ungefähr 100.000 Personen durch die Cimade beraten und orientiert.

 

Aufnahme und Begleitung von Flüchtlingen

Das internationale Zentrum der Cimade existiert seit Anfang der 60iger Jahre. Es ist ein Aufnahme- und soziales Begleitzentrum für Flüchtlinge und seit einiger Zeit auch für ausländische Frauen, die Opfer von Gewalt sind. Das Zentrum nimmt 113 Personen für 95 finanzierte Plätze auf, darunter 29 Kinder unter zehn Jahren. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt 24 Monate. Ein Team von elf Hauptamtlichen, fünf Sozialarbeitern und sechs unterstützenden Angestellten, sowie ungefähr 20 Ehrenamtlichen setzen sich für diese Menschen ein.

 

Man muss präzisieren, dass diese Flüchtlinge bereits Asyl in Frankreich beantragt und auch erhalten haben, und somit Anspruch auf einen  gesicherten Aufenthalt haben. Die Aufgaben des Zentrums bestehen also in der ersten Zeit darin, diesen Menschen bei den ersten Schritten im Integrationsprozess zur Seite zu stehen, besonders in Fragen der sozialen Ansprüche, beim Erlernen der französischen Sprache, im Zugang zu Ausbildung und Arbeit, bei der Familienzusammenführung, der Wohnungssuche, medizinischer Betreuung oder der Einschulung der Kinder.

 

Solidarität gegenüber den Ärmsten

Bezüglich ausländischer Frauen, die Opfer von Gewalt sind, ist wichtig zu verstehen, warum die Cimade sich an dieser Stelle einsetzt, insbesondere durch die Notaufnahme im Aufnahmezentrum: Die Frauen erleben zwei Formen der Gewalt. Zunächst physische, moralische und psychische Gewalt durch ihren Ehepartner, durch Menschenhandelsringe oder durch ihr ursprüngliches Umfeld. Es handelt sich um sexuelle Verstümmelungen, Ehrenverbrechen, eheliche oder familiäre Gewalt, Zwangsprostitution oder Zwangsheirat. Dazu kommt die administrative Gewalt: die Genfer Konvention erkennt die genannten Gewalttaten nicht an, und da das französische Gesetz ihren Aufenthalt lediglich im Rahmen der Familienzusammenführung gewährt, wird ihnen, wenn sie sich von der Quelle der Gewalt entfernen, das Aufenthaltsrecht genommen und sie finden sich in einer extremen Armut wieder. Sie können beispelsweise keine feste Wohnung annehmen. Deshalb hat die Cimade 2012 das Projekt für die Aufnahme ausländischer Frauen, die Opfer von Gewalt sind, eingerichtet. Die Aufgabe der Cimade, aktive

Solidarität gegenüber den Ärmsten zu üben, findet in der Aufnahme dieser Frauen – mit oder ohne Kinder – ihren Ausdruck.

 


 

Eve Chretien (aus dem Französischen übersetzt von Elisabeth Langlais). Weitere Informationen auf Französisch unter www.cimade.org.