Geschichte der Friedenskirche in Potsdam-Sanssouci

Geschichte der Friedenskirche in Potsdam-Sanssouci

 

100 Jahre nach der Grundsteinlegung des Schlosses Sanssouci auf dem Wüsten Berg wurde 1845 mit dem Bau der Friedenskirche begonnen. Der sich an der Architektur beigeisternde König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) wollte sein Leben und sein Werk mit diesem sakralen Bau krönen. Dem Bischof Rulemann Friedrich Eylert, Biograf seines Vaters Friedrich Wilhelm III, schrieb der König über die Motive seines Plans: "Es scheint mir passend, eine Kirche, welche zu einem Palastbezirk gehört, der den Namen San Souci, 'ohne Sorge' trägt, dem ewigen Friedensfürsten zu weihen und so das wissentlich negative: 'Ohne Sorge‘, dem geistlich Positiven: 'Frieden' entgegen, oder vielmehr gegenüberzustellen. Der Name Friedenskirche lächelt mich so an …“

 

Regent durch "Gottes Gnade" oder "Zufall und Geburt"

Obwohl Friedrich Wilhelm IV. das Weinbergschloss gern als Sommerresidenz benutzte und seinen Ahn, König Friedrich II. sehr verehrte, hatte er in religiösen Dingen eine andere Einstellung. Er betrachtete sie durch die Brille des Aufklärers und verkündete, jeder könne in Preußen nach seiner (eigenen) Façon selig werden. Friedrich erklärte, er regiere nicht durch "Gottes Gnade“, sondern durch "Zufall der Geburt". Das Gottesgnadentum gehörte dagegen zu Friedrich Wilhelms IV. Herrschaftskonzeption. Bei seiner Thronbesteigung sagte er: „Ich weiß zwar, und ich bekenne, Dass Ich meine Krone von Gott allein habe, und dass es Mir wohl ansteht zu sprechen: Wehe dem, der sie anrührt! – Aber ich weiß auch und bekenne es vor Ihnen Allen, dass Ich Meine Krone zu Lehn trage vor des Allerhöchsten Herrn …“ Schon als Kronprinz wandte sich der Monarch intensiv der christlichen Erweckungsbewegung zu, die als Reaktion des Aufklärungschristentums galt.

 

Als Architekt des 1847 eingeweihten Gotteshauses fungierte der hochbegabte Ludwig Persius, ein Schüler Karl Friedrich Schinkels. Auch die neue Kirche trug der Italien-Begeisterung seines Bauherrn Rechnung. Sie zeugt auch vom wunderbaren  Landschaftsgefühl im Zusammengehen mit dem Gartengestalter Peter Joseph Lenné. Bei seinem Entwurf hatte Persius die Basilika San Clemente in Rom im Blick, während er den Campanile der Kirche Santa Maria in Cosmedin entlehnte.

 

Abgeschiedenheit eines Klosterkomplexes

Die gesamte Anlage hat die Ausstrahlung und Abgeschiedenheit eines Klosterkomplexes. Chor und Längsseite der dreischiffigen Säulenbasilika grenzen an einen künstlich angelegten See, dessen Ufer mit der Kirche durch einen Säulengang verbunden wurde. Den klar gegliederten Hallenbau überragt der Campanile mit acht Stockwerken. Kostbar wurde der Innenraum ausgestattet. Anziehungspunkt ist das Mosaik aus dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts. Es stammt aus einer zum Abbruch bestimmten Kirche San Cipriano in Murano bei Venedig. Schon als Kronprinz erwarb Friedrich Wilhelm das Kunstwerk und ließ auf dem Wasserwege nach Potsdam bringen.

 

Es zeigt den thronenden Christus mit dem Buch des Lebens, die rechte Hand zum Segen erhoben, zu seiner Seite Maria und Johannes der Täufer. An den Außenseiten ist die Gruppe umgeben vom Apostel Petrus und dem Namenspatron von Santa Cipriana, der 258 enthauptete Märtyrer Cyprianus im Bischofsornat, über den Köpfen schwebt der Erzengel Raphael und Michael erscheint das Lamm als Christussymbol. Am Halbrund der Apsis lautet die lateinische Inschrift in Luthers Übersetzung: "Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt“. Die vier dunkelgrünen Säulen des Altarziboriums aus sibirischem Jaspis sind ein Geschenk des russischen Zaren Nikolaus I., einem Schwager Friedrich Wilhelms IV., aus dem Jahr 1842.

 

Letzte Ruhe in Sanssouci

Die Orgel im Westen der Kirche besteht zum Teil noch aus der Orgel von 1847. Orgelbaumeister Gerald Woehl hat das Instrument in den Jahren 2003/04 restauriert und durch einige Register zu einem in sich geschlossenen, sinfonischen Instrument ergänzt. Seit 2004 ist auch die wunderbar farbige Fensterrose zwischen den Orgeltürmen wieder sichtbar.

 

Friedrich Wilhelms IV. Wunsch war es, in der Friedenskirche zu Füßen des Altars beigesetzt zu werden. Er und seine Frau Elisabeth, die 1873 starb, fanden in der Gruft unter der Kirche ihre letzte Ruhe. Sein Neffe, Kaiser Friedrich III. und dessen Ehefrau Victoria wurden im der Kirche angrenzenden Mausoleum  beigesetzt (1888/90), wie auch deren Söhne, die Prinzen Sigismund und Waldemar. Bei der Überführung des Leichnams von König Friedrich II. am 17. August 1991 von der Burg Hechingen in den Park Sanssouci kamen auch die sterblichen Überreste seines Vaters, Friedrich Wilhelm I., nach Potsdam. Der Sarg wurde im Kaiser-Friedrich-Mausoleum aufgestellt.