Die Nikolaikirche zu Siegen

Die Nikolaikirche zu Siegen

In der Siegener Oberstadt, von weitem sichtbar, glänzt das goldene "Krönchen“ auf dem Turm der Nikolaikirche so manche Tage im Sonnenlicht. Seit dem 13. Jahrhundert ist die Nikolaikirche in Siegen ein Raum, in dem Gottes Nähe gesucht und erfahren, sein Wort gehört und in der Feier von Taufe und Abendmahl Gemeinschaft mit ihm und untereinander erlebt wird.


Das Gotteshaus auf der Höhe des Siegberges war dem heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Reisenden und Kaufleute, geweiht. Später wurde die Nikolaikirche Taufkirche der Grafen von Nassau. Der Bau besteht aus einem mächtigen Turm, der zentralen sechseckigen Halle, geradem einjochigem Chor und einer das Mittelschiff abschließenden Apsis. Im Innenraum empfangen wuchtige Mauern und Pfeiler die Besucher und der Blick geht in die Höhe der Emporen. Die Harmonie des spätromanischen Baus beeindruckt.

 

Das "Krönchen" ist Wahrzeichen der Stadt

Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604–1679) ließ auf der Turmspitze eine vergoldete Fürstenkrone (Durchmesser 2,35 Meter) und einen Windpfeil darüber anbringen. Die achtzackige Krone, von der Bevölkerung liebevoll "Krönchen“ genannt, wurde 1658 im Hammer zu Hardt in Weidenau, einem heutigen Stadtteil von Siegen, geschmiedet. Es ist das Wahrzeichen der Stadt Siegen. Der Windpfeil über dem Krönchen symbolisiert, dass über der Krone immer noch ein anderer die Geschicke der Welt lenkt. Von ihrem Fürsten erhielt die Kirchengemeinde 1658 zudem eine wertvolle silberne Taufschale, ursprünglich das Geschenk eines kongolesischen Königs. Gleichfalls kamen aus dem Bestand des Fürstenhauses die ebenfalls bis heute verwendeten Abendmahlsgeräte in die Kirche.

 

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche am 16. Dezember 1944 durch Brandbomben zerstört. Der Turm mit Glockenstuhl und Geläut blieb jedoch dank einer kurz zuvor eingebauten Stahltüre unversehrt. Sechs Glocken hängen im Turm: Eine, die "Stunden- oder Uhrglocke“ in der sogenannten "Laterne“ unter dem Krönchen, die übrigen im Glockenstuhl. Die Sturmglocke ist die größte und tiefste Glocke. Sie wurde vom "Magister Sifride“ aus Köln im Jahre 1335 gegossen. Die älteste und kleinste Glocke ist die Zeichenglocke und stammt aus der Zeit um 1300. Sie schlägt die Viertelstunden. Gemeinsam mit den anderen Glocken ruft sie heute regelmäßig zum Gottesdienst. Das ehrwürdige mittelalterliche Geläut im ebenso alten Glockenstuhl der Siegener Nikolaikirche findet seinesgleichen in Westfalen nur noch im Herforder Münster.

 

Auf den Tag zehn Jahre nach der Zerstörung wiedereröffnet

Nach dem Krieg wurde die Stadtkirche wieder aufgebaut. Auf den Tag genau zehn Jahre nach ihrer Zerstörung konnte die Nikolaikirche am 16. Dezember 1954 wieder von der Gemeinde in Dienst genommen werden. Bereits zwanzig Jahre später musste das Gotteshaus renoviert werden. Das damals offene Mauerwerk war von Feuchtigkeit durchdrungen. In den Jahren 1975/76 wurde die Kirche daher verputzt, die gliedernden Elemente außen und innen in mittelalterlichem Ochsenblutrot gehalten. Auch das Krönchen musste erneuert werden. Es war im Laufe der Jahrhunderte marode geworden. 1992/93 entstand ein Replikat aus Edelstahl, mit doppelstarkem 23¾-karätigem Blattgold vergoldet. Das alte Original hängt seitdem im Vorraum der Kirche unter dem Turm.

 

Im Laufe der Geschichte haben die Orgeln der Nikolaikirche ein Stück eigene Geschichte geschrieben. 1955 begann der Neubau der bis heute größten Orgel Südwestfalens. Die Kemper-Orgel besitzt vier Manuale und über 4000 Pfeifen. Sie wurde in den Jahren danach technisch und klanglich renoviert. Auffällig und besonders ist die horizontal in den Kirchenraum ragende Pfeifenreihe, die sogenannten "spanischen Trompeten“.

 

Offene Kirche bis in die Turmspitze

Die Nikolaikirche ist nicht nur zu den Gottesdiensten geöffnet, sondern als "Offene Kirche“ auch von April bis November montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10–12 Uhr. So kann sie ein Art Gasthaus Gottes sein, das den Menschen mitten im Getriebe und der Hektik der Stadt einen Rückzugsort bietet für Stille und Besinnung.

 

Auch der Aufstieg auf den Turm der Nikolaikirche mit den vier kleinen Räumen des Wachthauses lohnt sich. Hier wohnte noch Anfang des vorigen Jahrhunderts der Türmer, dem die Aufgabe zufiel, die Glocken zu läuten. Heute ist in den Räumen ein kleines Museum eingerichtet. Von der Turmplattform aus geht der Blick über die Stadt Siegen und in die Weite des Siegerlandes hinaus.

 

 

Kirchenführer der Nikolaikirche zu Siegen