Das Wort zum Sonntag: "Und alles ändert sich – Palmsonntag"
Pfarrer Dr. Wolfgang Beck
23.03.2013 22:55

"Na, du hast dich ja gar nicht verändert!“ Seltsam! „Du hast dich ja gar nicht verändert?“ – Wenn ich diesen Satz höre, möchte ich am liebsten einwenden: "O Gott, hoffentlich doch!“ Natürlich meinen es Menschen dabei gut mit dem Anderen. Doch wenn Menschen sich gar nicht verändern würden, hieße das ja auch, dass sie sich nicht weiter entwickelt haben. Veränderung und Bewegung sind schließlich Zeichen von Lebendigkeit. Wo sich nichts mehr ändert, da ist alles statisch und tot.

 

Auch für unseren christlichen Glauben gilt das! In der Bibel gibt es immer wieder Erzählungen von Menschen, die von Gott herausgefordert und in Bewegung gesetzt werden. Und ich muss gestehen, dass ich Gottesdienste in unserer Gemeinde genieße, in denen das Bewegende des Glaubens besonders zum Ausdruck kommt. Der Palmsonntag ist solch ein Festtag. Da macht sich die ganze Gemeinde zu Beginn des Gottesdienstes auf den Weg und zieht mit kleinen und großen Zweigen in die Kirche ein. Damit wird erlebbar, was die Bibel vom Einzug Jesu in Jerusalem kurz vor seiner Verurteilung berichtet.

 

Und indirekt drücken wir damit auch aus, was christlicher Glaube für uns bedeutet. Denn dabei geht es nicht um eine Meinung, eine Position, die ich mir zurecht gelegt habe und an der ich möglichst unbeirrt festhalte. Nein, christlicher Glaube ist mehr als eine Überzeugung. Es ist eine Beziehung zu Gott, eine möglichst lebendige, eine, die sich durch das ganze Leben hindurch weiter entwickelt und verändert. Natürlich gibt es auch in dieser Beziehung schwierige Erfahrungen. Es gibt Entfremdung und Enttäuschung, hoffentlich aber auch Versöhnung und Wiederannäherung. So, wie das unter uns Menschen ja auch immer wieder erlebt ist. Und auch Jesus kennt im Verhalten der Menschen dieses Auf und Ab, dieses Wechselbad der Stimmungen. Seine Jünger sind ein gutes Beispiel dafür. Das kann auch anstrengend sein. Doch bevor man über die Menschen, die ihm heute noch zujubeln und ihn morgen schon verraten, die Nase rümpft und sie vielleicht als "Wendehälse“ beschimpft, hilft es, sich die Situation konkret vorzustellen: Neben denen, die mit Jesus mitgegangen sind, mag es auch viele gegeben haben, die interessiert und neugierig am Straßenrand standen. Doch von ihnen berichtet die Bibel nichts.

 

Zwar haben sie niemanden enttäuscht, sie haben sich aber auch nicht wirklich begeistern lassen.

 

Es gibt also eigentlich zwei Gruppen: die einen, die zwar interessiert sind, etwas jubeln, aber wohl auch lieber distanziert bleiben und am Straßenrand stehen. Und es gibt die anderen, die mitgehen!

 

Manchmal kann man diese Haltung beobachten, wenn fasziniert von religiösen Ritualen in den Medien berichtet wird. Das erinnert mich dann manchmal an die, die am Straßenrand stehen bleiben. Das ist ganz schön. Aber es ist nicht das, wozu Jesus eingeladen und ermutigt hat. Er hat Menschen gesucht, die selbst mitgehen! Das braucht immer auch etwas Mut, weil dann nichts so bleibt, wie es war und sich alles ändert. Das wünsche ich Ihnen mit Blick auf den Palmsonntag und die damit beginnende Karwoche: dass sich mehr ändert, als wir uns manchmal vorstellen können. Dass wir uns bewegen lassen, mitgehen und nicht nur ein bisschen applaudieren. Nicht nur jubeln, sondern mitgehen! Alles Gute für die kommende Karwoche!

Sendeort und Mitwirkende

Kath. Rundfunkreferat NDR

Andreas Herzig
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