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Haben Sie ein Geheimnis, das niemand kennen soll? Dieses Geheimnis ist vielleicht nicht so geheim, wie Sie denken. Telefongespräche abzuhören, E-Mails oder Nachrichten auszuspähen oder Wanzen zu verstecken, das ist heutzutage kein Problem. Zu mir als Pastor kommen oft Menschen, die mir ihre Geheimnisse anvertrauen. Persönliche Erlebnisse, die sie bewegen oder belasten. Im Gespräch erzählen sie von ihren Nöten und Ängsten. Das Gesagte bleibt unter uns. So ist es selbstverständlich in der Seelsorge. Das Beichtgeheimnis ist staatlich geschützt. Denn Pfarrer und Pfarrerinnen unterliegen der Schweigepflicht. Wie erleichternd das für Menschen sein kann, das spüre ich oft, wenn sie ihre Sorgen bei mir abgeladen haben. Räume, in denen Gespräche unter vier Augen möglich sind, sind so wichtig. Aufgabe unseres Staates ist es, solche Räume zu schützen. In einer demokratischen Gesellschaft darf nicht die Angst umgehen, dass der Staat seine Bürgerinnen und Bürger ausspioniert. Es gehört zur Würde eines einzelnen, Geheimnisse für sich behalten zu dürfen. Oder selbst zu entscheiden, mit wem er sie teilen will.