Das Wort zum Sonntag: "Advent: Nelson Mandela und die Adventshoffnung"
Pastoralreferentin Verena M. Kitz
07.12.2013 22:35

Er war für mich ein Mensch, der gelebt hat,  worum es im Advent eigentlich geht: Um die Vision von einer besseren Welt. Nelson Mandela. Er ist an diesem Donnerstag gestorben. Und ist dafür noch einmal von der ganzen Welt gewürdigt worden: Für seinen Einsatz gegen die Apartheid, für seine persönliche Glaubwürdigkeit, für seine große Bereitschaft zur Versöhnung.

 

Für mich ist er in diesen Tagen des Advents jemand, der mir mit seinem ganzen Leben gezeigt hat: Die Hoffnung auf eine bessere Welt, die kann die Wirklichkeit verändern. Und genau darum geht es ja eigentlich im Advent. Leider geht das in dem ganzen Vorweihnachtstrubel oft unter, auch bei mir!

 

Die Bibeltexte, die ich in diesen Tagen in der Kirche höre, die schwärmen von dieser besseren Welt mit Bildern wie aus dem Paradies: Etwa der Prophet Jesaja: „Da wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein, ein kleiner Junge kann sie hüten.“ Wenn ich das höre, sehe ich auch Bilder aus dem Leben von Nelson Mandela vor mir: Wie er mit dem einstigen Feind de Klerk eine neue Verfassung Südafrikas ausgearbeitet hat. Die hat  Schwarzen und Weißen die gleichen  Rechte gegeben. Wie er auf die weißen Spieler der südafrikanischen Rugby-Mannschaft zugegangen ist, die so viele Schwarze gehasst haben.  Auch wenn die Wirklichkeit Südafrikas heute noch meilenweit vom Paradies entfernt ist, zumindest ist es heute ein freies Land.

 

Durch sein Leben zeigt Mandela: Die Hoffnung auf eine bessere Welt, die kann die Wirklichkeit verändern. Die Bibel nennt diese bessere Welt „Reich Gottes“ und erinnert gerade jetzt im Advent daran: Mit Jesus von Nazareth hat es angefangen. Und es kann wachsen, wenn wir tun, was Jesus damals getan hat: Wenn wir auf unsere Feinde zugehen. Wenn wir riskieren zu vertrauen, die Angst vor den Fremden überwinden. Wenn wir miteinander teilen, was wir haben.

 

Nelson Mandela hat das vorgelebt - unter extremsten Bedingungen. Und hat damit gezeigt: Das ist kein frommes Märchen: Diese Hoffnung auf eine bessere Welt, die kann die Wirklichkeit verändern - auch bei uns.

 

Niemand kann und  muss ein zweiter Mandela sein. Aber auch jeder und jede von uns kann etwas Eigenes tun für diese bessere Welt. Kann sich fragen: Wovor habe ich Angst? Was macht mir Hoffnung? Was kann ich dafür tun? Das müssen keine Riesenaktionen sein. Es gibt so viele Möglichkeiten, und keine ist zu gering.

 

Ich habe mir vorgenommen: Ich will jetzt besonders aufmerksam sein für den Rassismus im Kleinen. Den gibt es ja auch bei uns noch: Möchte etwas sagen, wenn Menschen wegen ihrer Hautfarbe schlecht behandelt werden. Und  möchte mich auch selber prüfen: Wie schaue ich denn Menschen an, fälle Urteile, statt offen hinzuschauen?

 

Ich will mich bewusster informieren, wie Flüchtlinge bei uns leben, vielleicht in meiner Nähe. Menschen, die wegen ihrer Religion oder politischen Überzeugung fliehen mussten. Die man zuhause ins Gefängnis gesteckt hätte, wie Nelson Mandela. Will herausfinden, ob sie etwas brauchen für den Winter.

 

Möglichkeiten, etwas zu tun für eine bessere Welt, die gibt es viele. In diesem Advent will ich mich neu dafür entscheiden, mein Teil dafür zu tun. Und wenn das viele tun, dann kann die Hoffnung auf eine bessere Welt sich immer mehr erfüllen.

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