Geschichte der Altstadtkirchen Hannover

Die Marktkirchengemeinde umfasst seit 1982 die zuvor selbstständigen vier Altstadtgemeinden: die drei Ortsgemeinden der Markt-, Aegidien- und Kreuzkirche sowie die ehemalige Personalgemeinde der Schlosskirche, deren Gebäude bis zum Zweiten Weltkrieg Teil des Leineschlosses war. Diese Sakrallandschaft hatte sich wie folgt entwickelt:

 

1238 wird die Marktkirche erstmals in einer Urkunde als Georgskirche genannt. Patron ist Graf Konrad von Roden. Die Anfänge der Georgskirche werden nach archäologischen Zeugnissen im zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts vermutet.

 

1241: Der welfische Herzog Otto das Kind übernimmt die Stadtherrschaft und die Kirchenpatronate in Hannover und nennt in der Stadtrechtsurkunde für Hannover erstmals auch die Aegidienkirche.

 

1284 wird die spätere Kreuzkirchengemeinde von der Marktkirche abgespalten. Sie erhält die Kapelle des Hl. Geist-Hospitals als Kirche, bis 1333 die heutige Kreuzkirche fertiggestellt ist.

 

1296 überträgt der Herzog das Patronat über die neue Pfarrei auf den hannoverschen Rat.

 

Im 14. Jh. werden außer der Kreuzkirche auch Neubauten anstelle der bisherigen Kirchengebäude der Markt- und der Aegidienkirche errichtet.

 

1342 wird für die Marktkirche erstmals der Apostel Jakobus der Ältere als zweiter Schutzheiliger genannt.

 

1533 nimmt die Bürgerschaft der Stadt Hannover die Reformation gegen den Widerstand des Rates an. Der Rat verläßt die Stadt. 1536 wird die von Urbanus Rhegius entworfene Kirchenordnung erlassen. Der neue Rat setzt ohne Rücksicht auf den altgläubigen Patron Herzog Erich evangelische Prediger ein.

 

1574 wird der Rat vom Herzog mit den beiden Patronaten über die Markt- und Aegidienkirche belehnt, so daß die Stadt jetzt auch von Rechts wegen über die Pfarrstellenbesetzung an allen drei Altstadtkirchen bestimmen kann.

 

1642: Infolge des Residenzvertrages von 1636 verlegt der lutherische Herzog Christian Ludwig seinen Wohnsitz in das Leineschloss, an dessen Stelle bis zur Reformation ein Franziskanerkloster eingerichtet war. In der ehem. Klosterkirche St. Marien wird die Schlosskirche eingeweiht, um die sich eine Personalgemeinde für die Hofbediensteten bildet. Sein zweiter Nachfolger Herzog Johann Friedrich tritt zum Katholizismus über und richtet vorübergehend an der Schlosskirche einen Kapuzinerkonvent ein. Für die lutherischen Hofbediensteten wird daraufhin 1670 in der Neustadt die Hof- und Stadtkirche St. Johannis errichtet. Mit seinem Nachfolger Herzog Ernst August zieht wieder ein lutherischer Landesherr ins Leineschloss ein und die Schlosskirche bleibt von nun an evangelisch.

 

Seit 1925 gibt es in der hannoverschen Landeskirche das Amt des Landesbischofs. Die Amtsinhaber werden seitdem in der Marktkirche eingeführt.

 

1952: Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Marktkirche wieder eingeweiht. Die drei Altstadt-Pfarrgemeinden bestehen rechtlich weiter, jedoch führen sie ein gemeinsames Gemeindeleben. Der Stadtsuperintendent ist Pfarrer für die Marktkirche und die Aegidienkirche, die als Ruine bestehen bleibt. Die Kreuzkirche hat ihren eigenen Pfarrer, der in der Marktkirche predigt; denn der gemeinsame Sonntagsgottesdienst findet in der Marktkirche statt.
Nach der Zerstörung des Leineschlosses wird die Schlosskirchengemeinde für ihr Kirchengebäude abgefunden und trägt zum Wiederaufbau der Kreuzkirche bei. Dort wird seit 1960 der Sonntagsgottesdienst der Schlosskirchengemeinde gehalten. Sie hat den Schlossprediger als eigenen Pfarrer.

 

1982 gehen die Gemeinden der Aegidienkirche, der Kreuzkirche und der Schlosskirchengemeinde in der Marktkirchengemeinde auf. Der etwas zeitversetzt zur Marktkirche in der Kreuzkirche abgehaltene Gemeindegottesdienst wird bald mit dem Hochschulgottesdienst der Evangelischen Studentengemeinde zusammengelegt. Die Marktkirche steht weiter unter dem Patronat der Stadt.

 

von Wolfgang Burgfeldt