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On a mission from God
ein Beitrag der evangelischen Kirche
09.08.2025 10:00

Das Wort Mission wird in Deutschland oft mit Kolonialismus verbunden. Darf die Kirche es heute noch verwenden und, falls ja, wie? Ein Beitrag der evangelischen Kirche.

Beitrag nachlesen:

"We are on a mission from God." Elwood und Jake Blues aus dem Film "Blues Brothers" von 1980 sind unterwegs im Auftrag des Herrn. Das Waisenheim, in dem sie aufgewachsen sind, ist in Schwierigkeiten. Mit der alten Band könnten sie mit einem Konzert das fehlende Geld einspielen.

Die Blues Brothers und ihre Mission

Das Problem: Die ehemaligen Bandmitglieder haben in den Jahren, in denen Jake im Gefängnis war, ein bürgerliches Leben aufgebaut. Einer führt ein Restaurant, ein anderer ein Musikgeschäft. Die Ehefrauen drohen mit Konsequenzen, wenn sie "das" wieder anfangen.

Aber Elwood und Jake bleiben konsequent: "Wir müssen die Band zusammenbringen!" Das ist ihre Mission. Unter größten Schwierigkeiten führen die beiden Brüder sie am Rande der Legalität aus. Ihr abgewrackter Polizeiwagen wird gejagt von der Polizei und von Bürgern, die sie vergrämt haben. Was sie antreibt, ist die Überzeugung: "We are on a mission from God." Auch wenn sie dabei feststellen: "God’s ways are sometimes mysterious."

Das Unwort Mission

Das Wort "Mission" löst in der deutschen Sprache andere Assoziationen aus als das englische "mission". Während im Englischen ein Auftrag gemeint ist, den es auszuführen gilt, verbinden viele in der deutschen Sprache damit die fehlgeleitete Missionspolitik der christlichen Kirchen in den vergangenen Jahrhunderten. Mission – das steht dann dafür, dass Christen aus Europa mit allen möglichen Mitteln einschließlich Gewalt Menschen auf anderen Kontinenten zum Christentum bekehren wollten.

Ganze Kulturen haben unter kirchlicher Missionspolitik gelitten oder wurden sogar vernichtet. Das können die Kirchen nicht ungeschehen machen. Es gibt Versuche, es "wieder gut zu machen". Aber die geschehen häufig auch mit dem Blick durch eine europäische Brille.

Es gelingt oft nicht, den Ländern des Südens ihre Selbständigkeit zu garantieren, sie ihre Entscheidungen selbst treffen zu lassen und auch ihre Fehler selbst machen zu lassen, um daraus zu lernen.

Die Suche nach einem Weg

Was aber ist dann unsere "Mission" - unser Auftrag als Christen? Er steht schließlich in der Bibel. Jesus Christus sagt zu denen, die ihm nachfolgen: "Geht hin und lehret alle Völker!" (Matthäus 28)

Elwood Blues sagt: "Wir müssen die Band zusammenbringen!" Das ist die Mission der beiden Brüder im Film. Den Auftrag von Jesus können Christinnen und Christen auch so übersetzen: "Wir müssen die Menschen zusammenbringen."

Leider erlebe ich oft, dass Kirchengemeinden eher abgegrenzt wirken gegen den Rest der Welt, manchmal sogar elitär. Ich sehe häufig, dass besonders Gottesdienste ein Rätsel sind für Menschen, die damit noch keine Berührungspunkte hatten. Pastorinnen und Pfarrer sind überfordert mit Büroarbeit und Bauaufgaben. Die Gemeindemitglieder verstehen das selten und sind enttäuscht. Die Mitgliederzahlen schrumpfen.

Ein Auftrag von Gott

Das kann niemandem gefallen. Wir haben einen Auftrag von Gott: Wir sollen die Menschen zusammenbringen. Das ist nicht einfach. Aber es passiert in unseren Familien, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, im Urlaub oder im Sportverein. Wer mit uns Christinnen und Christen zu tun hat, darf merken, dass wir ein Ziel haben, eine Mission. Andere dürfen sehen, dass Christen offen sind und Ideale haben.

Fehler machen wir auch. Niemand ist perfekt. Aber Christinnen und Christen glauben: Die Art, wie Jesus Christus den Menschen begegnet ist, hilft, in einer unsicheren Zeit zurecht zu kommen. Jesus hat Menschen zusammengebracht. Untereinander und mit Gott.

Das ermutigt zu einer Lebensart, mit der wir verständnisvoll aufeinander zugehen.  Das ist die Kraftquelle für Christen, für gemeinsame Herausforderungen gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Wir müssen die Menschen zusammenbringen. Ich glaube: Das ist unser Auftrag von Gott, unsere Mission.

 

Zum Autor:

Gerhard Richter (Jahrgang 1957) war bis 2019 Referent für die Partnerbeziehungen nach Tansania im Missionswerk in Leipzig. Geboren und aufgewachsen ist er in Weimar in einem atheistischen Elternhaus. Als gelernter Tiefbauer studierte er zunächst Bauingenieurwesen und wechselte dann zum Studium der evangelischen Theologie an die Universität in Jena. Stationen als Pfarrer waren Kerspleben bei Erfurt, Weimar, Tansania, Bibra und Leipzig. Heute ist er im Ruhestand und wohnt im Thüringer Schiefergebirge bei Saalfeld.