Geschichte der Deutschen Seemannsmission

Geschichte der Deutschen Seemannsmission

Vor 125 Jahren, am 29. September 1886, kam es mit der Gründung des Komitees für kirchliche Versorgung deutscher Seeleute im Ausland zum ersten größeren Zusammenschluss von Vereinen für Seemannsmission. Auf dieses Datum beruft sich die Deutsche Seemannsmission e. V. bei ihrem 125-jährigen Jubiläum. Dieses Jubiläum wird am 01. Oktober 2011 in Bremen gefeiert.


Schon 30 Jahre vor dieser Gründung zeigte Johann Hinrich Wichern, Begründer und langjähriger Leiter des Central-Ausschuß für Innere Mission in seiner großen Denkschrift von 1849 ein auffallendes Interesse an der schwierigen Situation der Seeleute und der "Fürsorge für Matrosen“. Wichern wies auf das erfolgreiche Beispiel von nordamerikanischen und englischen Gesellschaften mit "Seemannshäusern“ in den Häfen hin.


Wicherns in Deutschland bekannte und weit verbreitete Denkschrift weckte an den Küsten von Nordsee und Ostsee eine Fülle von Initiativen. Diese trafen 1886 zusammen mit der bereits seit längerem laufenden Entwicklung in Großbritannien. Dort wirkten auch zwei Vorreiter der Arbeit der Deutschen Seemannsmission, die Pastoren Friedrich Elias W. Harms und Julius Jungclaussen.

 

Lesezimmer und Seemannsheime

In diesen frühen Zeiten ging es um die gottesdienstliche Versorgung der Seeleute, sie bei den langen Liegezeiten der Schiffe in den Häfen vor "drohenden Gefahren zu schützen und für ihr geistliches und leibliches Wohl zu sorgen“. Dies geschah durch "Besuche der Schiffe, Schlafstellen an Land und Unterstützung der deutschen Seeleute mit Rat und Tat ohne Unterschied der Konfession“. Lesezimmer und Seemannsheime wurden eingerichtet.


Der unsäglichen Praxis der unredlichen, ausbeuterischen Heuerbaase, die die Seeleute um ihr schwer verdientes Geld brachten, setzte die Seemannsmission zeichenhaft ihre Heuerbüros entgegen. 1891 gründete sie in Hamburg und 1896 in Bremerhaven ihre unabhängigen Heuerbüros. Dort wurden Seeleute zuverlässig auf Schiffe vermittelt, dort konnten sie vertrauensvoll ihr Geld verwahren lassen. Allein in Bremerhaven waren das in zehn Jahren 1.313 vermittelte Seeleute, verwahrt wurde eine Million Mark – eine unglaubliche Summe in der damaligen Zeit.


Der Erste Weltkrieg, die Zeit der Nationalsozialisten in Deutschland und der Zweite Weltkrieg brachten die Auslandsarbeit der Seemannsmission völlig zum Erliegen, auch die Inlandsarbeit war schwerstens beeinträchtig und geschädigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann ein mühsamer Neuaufbau. Von dem großen Schwung der Inneren Mission war in dieser Zeit nach 1946 wenig übrig geblieben.

 

Weltweites Netz der Deutschen Seemannsmission

Nach und nach gelang es, ein weltweites Netz der Deutschen Seemannsmission aufzubauen. Seemannsheime an der Ostsee, Nordsee, im Mittelmeer und Übersee entstanden. Auf die Folgen der Globalisierung - immer internationaler zusammengesetzte Besatzungen bei gleichzeitig rapide sinkenden Zahlen der Seeleute an Bord - antworteten die international tätigen christlichen Seemannsmissionen 1968 mit der Gründung der "International Christian Maritime Association“ (ICMA) und damit verstärkter internationaler und ökumenischer Zusammenarbeit. War es für die Deutsche Seemannsmission bis dahin Schwerpunkt gewesen, für die deutschen Seeleute da zu sein, so war es jetzt selbstverständlich, dass die DSM jetzt für alle Seeleute an Bord da war. Bis heute ist die ICMA ein internationales und ökumenisches Forum, in dem die Sorge um die Würde der Seeleute bis hin zu internationalen Gremien der UN zur Sprache gebracht wird.


In der Folge entwickelte die Seemannsmission in den 1980er Jahren die Arbeitsform des Internationalen Seemannsclubs. Der DUCKDALBEN in Hamburg-Waltershof, der Mitte August 2011 sein 25-jähriges Bestehen feierte, und die "Gute Stube“ in Bremerhaven mit ihrem Nachfolger WELCOME sind die ersten Beispiele dafür. Die Seemannsclubs stehen jedem zur See fahrenden Menschen ohne Einschränkung offen. Dort sind sie keiner religiösen, ideologischen oder politischen Beeinflussung ausgesetzt. Die Stelle des "Mitfahrenden Seemannspastors“ (Sailing Chaplain) wurde eingerichtet. Man rückte noch näher mit den ökumenischen Partnern zusammen und versuchte verstärkt, Partnerkirchen für die Arbeit unter eigenen und fremden Leuten zu interessieren.

 

Abgeriegelte Häfen und knappe Kassen

Die Jahre seit der Jahrtausendwende sind geprägt von den Folgen des Terrorismus, der Piraterie, den Wirtschafts- und Finanzkrisen und immer geringer werdenden Finanzmitteln. In der Folge terroristischer Anschläge machte der so genannte ISPS-Code („International Ship and Port Facility Security Code“) die Häfen zu "closed shops“ und erschwerte den Seeleuten und der Seemannsmission massiv das Betreten und Verlassen der Schiffe.

 

Das immer schon knappe Geld der Seemannsmission reicht heute hinten und vorn kaum noch. Die Finanzmittel für die Stationsarbeit werden immer geringer. So hat die Bundesregierung ab 2010 die Unterstützung der Seemannsmission eingestellt. Die Evangelische Kirche in Deutschland bezuschusst nur noch knapp 45 Prozent des Haushalts der DSM e. V. - allerdings wird es immer schwieriger, die Arbeit der DSM als gesamtkirchlichen Auftrag bewahrt zu wissen.


Weitere Informationen zur Geschichte der Deutschen Seemannsmission e. V. auf www.seemanssmission.org.