Geschichte der Petruskirche in Gießen

Geschichte der Petruskirche in Gießen

Als 1929 die Petrsugemeinde gegründet wurde, bekundete die noch junge Gemeinde den Wunsch, in einer eigenen Kirche die Gottesdienste feiern zu können. Der damals eigens zu diesem Zweck gegründte Kirchenbauverein konnte sehr bald ein geeignetes Grundstück dafür ausfindig machen.

Pfarrer Otto Trapp, der die Gemeinde seit 1933 führte, wollte die Pläne für den Kirchenbau auf dem bereits erworbenen Grundstück im Wartweg, auf dem heute die Petruskirche steht, verwirklichen. Das Nazi-Regime jedoch machte diese Pläne zunichte. Trapp wurde mit Ausbruch des zweiten Weltkrieges zur Wehrmacht einberufen und konnte erst zu Neujahr 1948 - nach der Rückkehr aus russischer Gefangenschaft - wieder seinen Dienst in der Gemeinde aufnehmen.

 

Eingeweiht von Martin Niemöller

1952 aktivierte Pfarrer Trapp den Kirchenbauverein erneut, der durch Sammlungen den finanziellen Grundstock für den Bau der Kirche legte. Am Sonntag, dem 24. Juli 1960, wurde schließlich die Grundsteinlegung der Petruskirche gefeiert. Der Grundstein ist in die Mauer zwischen dem Altar und der Kapelle eingelassen. Nach zweijähriger Bauzeit wurde die Petruskirche am Pfingstmontag 1962 durch Martin Niemöller, den wegen seines Widerstands gegen den Nationalsozialismus bekannten Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, eingeweiht. Unter Pfarrer Karl Dienst, dem Nachfolger Pfarrer Trapps wurde dann der Bau des Pfarr- und Gemeindehauses mit Küsterwohung bis 1970 und der Orgel in den Jahren 1967/68 abgeschlossen.

 

Das besondere optische Merkmal der Petruskirche ist ihre festungsartige Westfassade aus Basaltlava, die nur unterbrochen wird durch ein wuchtiges Eingangsportal und das Christusmonogramm XP. Die Gestaltung des Kirchbaus orientiert sich an dem Bibelwort aus dem Matthäusevangelium (Kapitel 16, Vers 18), wonach Jesus dem Jünger Simon den Beinamen "Petrus", der "Fels" gibt und anfügt, "auf diesem Fels will ich meine Kirche bauen". Das passende, aber nicht offensichtliche Merkmal der Kirche zeigte sich beim Ausheben der Baugrube: die Petruskirche ist auf einem Fels gebaut.

 

Eine Lebensranke unterbricht den Fels

Die von außen so nüchterne Felswand erfährt innen, links der Orgel, eine weitere Auflockerung. Durch eine besonders betonte Fugenführung zwischen den schweren Quadern entsteht eine "Lebensranke", die sich, wie entlang der Wechselfälle des Lebens, einmal nach links und dann wieder nach rechts windet. Diese Lebensranke wird gehalten und getragen durch das eingravierte Psalmwort "Der Herr behüte dich vor allem Übel. Er behüte deine Seele. Der Herr behüte deinen Ausgang und deinen Eingang von nun an bis in Ewigkeit." (Psalm 121)

Die Petruskirche, nach den Plänen des Frankfurter Architekten Alfred Schild, ist mit ihrem parabelförmigen Kirchenschiff 32 Meter lang, 25 Meter breit und 10,5 Meter hoch. Sie hat 600 bis 700 Sitzplätze. Der 39 Meter hohe als Campanile gebaute Glockenturm enthält in seinem Geläut sechs Glocken in der Tonfolge c-es-g-as-b-ci.

 

An die Petruskirche grenzt das Gemeindehaus im Wartweg 9 mit Pfarr- und Küsterwohnung. Die Räume im Gemeindehaus sind hoch frequentiert. Angefangen mit dem großen Saal mit Bühne und einer Küche im Obergeschoss, bis hin zum Kirchenvorstandszimmer, Konfirmanden- und Jungscharraum, Büro der Gemeindepädagogin, Gemeindebüro, dem Café Petrus und der kleinen Teeküche im Erdgeschoss. Im Keller befindet sich ein kleiner Jugendraum, den die Jugendlichen selber gestaltet haben, sowie ein Billiardtisch, Tischfußball und eine Tischtennisplatte.,