Interreligiöser Dialog in Bamberg

 

In Bamberg gibt es reges interkulturelles und interreligiöses Miteinander, was sich in vielen verschieden Initiativen und Veranstaltungen zeigt:

 

Im Kontext der Interreligiösen Fraueninitiative begegnen sich Frauen unterschiedlicher Religionen, Kulturen und Generationen. Sie lernen sich kennen, öffnen neue Horizonte, erleben den Glauben im Alltag von Jüdinnen, Christinnen und Musliminnen in Bamberg und gestalten aktiv unsere Gesellschaft mit. Dazu gibt es monatliche Frauentreffs mit wechselnden Themen, SpeiseReisen, bei denen miteinander gekocht und gegessen und auf diese Weise die Kultur und Lebensart der anderen kennen gelernt wird. Es gibt Besuche in Synagoge, Kirche und Moschee, Workshops für Schulklassen, Erzieherinnen und Pflegekräfte und vieles mehr… 

 

Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit initiiert jährlich zur  Woche der Brüderlichkeit Vorträge, Synagogenführungen, und multireligiöse Gebete durch.

 

Beim Trialogforum des Evangelischen Bildungswerkes werden unterschiedliche theologische und ethische Themen aus jüdischer, christlicher und muslimischer Perspektive beleuchtet und diskutiert.

 

Seit vielen Jahren haben multireligiöse Feiern aus unterschiedlichen Anlässen (interkulturelle Wochen, zum Beginn des Studienjahres an der Universität, Schulfeiern) in Bamberg Tradition. Dabei werden die Schriftworte und Gebetstraditionen nebeneinander gestellt, ohne sie miteinander zu vermischen oder andere zu vereinnahmen; wir tun dies in der Überzeugung, dass dieses Dabei-Sein und Hören, was anderen heilig ist, keine Bedrohung des Eigenen ist, sondern eine Bereicherung auch für uns selber darstellen kann.

 

Auch bei internationalen Konflikten, bei Katastrophen wie dem Reaktorunglück in Fukushima oder im Widerstand gegen einen NPD-Parteitag wurde in multireligiösen Gebeten und Feiern der gemeinsamen Sehnsucht nach Frieden, der Verantwortung für die Schöpfung sowie dem Eintreten für Respekt und Achtung anderen gegenüber, Ausdruck verliehen. Im "Bamberger Statement“, das anlässlich des Gaza-Konfliktes 2008/09 verfasst wurde, heißt es:

 

"Wir sind eine einzige Menschheitsfamilie, die versuchen muss, miteinander auszukommen. Dazu müssen wir fähig sein, dem anderen Menschen zuzuhören, um zu lernen, was ihn bewegt. Wir – Menschen aus den verschiedenen Religionsgemeinschaften der Stadt Bamberg – sind heute in diesem Gotteshaus versammelt, weil wir auch ein Zeichen für unser gemeinsames Miteinander in unserer Stadt setzen wollen. Wir haben hier in Bamberg dank zahlreicher fruchtbaren Aktivitäten und interreligiösen Dialogen und Trialogen eine Basis der gemeinsamen Verständigung und des ‚Aufeinander-Hörens‘ geschaffen, die ihresgleichen sucht. Das ist die Basis, auf der wir heute miteinander stehen.“

 

Der GottesGarten der Religionen auf der Landesgartenschau

Zur Landesgartenschau 2012 in Bamberg hat eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der katholischen und evangelischen Dekanate sowie von Verantwortlichen der Israelitischen Kultusgemeinde und der Muslimischen Gemeinden ein interreligiöses Projekt gestartet, das alle Besucher und Besucherinnen der Landesgartenschau einlädt, dort dem Reichtum und der Vielfalt der unterschiedlichen Glaubenstraditionen zu begegnen. Im GottesGarten der Religionen können Sie jüdische, muslimische und christliche Gottesdienste erleben oder mitfeiern, Gespräche führen und etwas über die fremde, vielleicht aber auch über die eigene Religion lernen. Sie sollen dort erleben können, dass dort, wo Menschen unterschiedlicher Religionen und Konfessionen offen und respektvoll zusammenarbeiten, etwas "zum Blühen kommt“.  Davon wird auch der ZDF-Gottesdienst am 13. Mai berichten.

 

Stimmen zum Dialog in Bamberg

Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern:

"Ich empfinde es als tiefe Bereicherung, wenn ich bei einer multireligiösen Feier neben meiner eigenen Glaubenstradition auch Musik, Texte und Gebete anderer Religionen höre und dabei erfahre, was anderen in ihrem Glauben und Leben wichtig und wertvoll ist. Ich empfinde das nicht als Verwischen der vorhandenen Differenzen, sondern als Einladung zum Verstehen der Anderen und zur Wertschätzung der eigenen Tradition. Die Begegnung mit dem Reichtum anderer Glaubenstraditionen – so habe ich es wiederholt erfahren – macht mich zu einem glücklicheren Menschen.“

 

Dr. Abd el-Halim Ragab, Ditib-Gemeinde in Bamberg:
"Über viele Jahre hinweg bin ich im interreligiösen Dialog engagiert. Der interreligiöse Dialog hat mir vieles gebracht, sowohl im Hinblick auf die Reflexion und die Auseinandersetzung mit der eigenen Religion, als auch auf der Ebene der Diskussion mit den anderen Religionen. Mich erstaunt immer wieder zu hören, wie der Islam, meine Religion, von anderen wahrgenommen wird. Oft erkenne ich mich darin nicht wieder und es ist manchmal mühsam, sich immer wieder zu den gleichen Vorurteilen verhalten zu müssen. Dennoch ist es wichtig, dass ein authentischeres Bild meiner Religion entsteht. Ich habe vieles über den Glauben von Juden und Christen gelernt, aber auch über meinen eigenen Glauben und – das ist das Wichtigste – ich habe manches mir Selbstverständliche erst im Dialog zu reflektieren begonnen.

 

Durch den Dialog wurden bei mir viele Fragen angestoßen, die mich im Nachhinein noch

lange begleitet haben. Es waren nicht nur Fragen theologischer Natur, sondern auch solche, die sich mit dem Alltag und dem Umgang der Menschen befassen. Ich empfinde den Dialog für mich als Bereicherung in akademischer wie menschlicher Hinsicht.“

 

Rabbinerin Dr. Yael Deusel, Israelitische Kultusgemeinde Bamberg:
"Der interreligiöse Dialog/Trialog ist mir wichtig, denn er hilft, gegenseitige Vorurteile abzubauen, Berührungsängste zu mindern, und doch dabei selbstbewusst den eigenen Glauben zu vertreten. Dabei fördert er auch das Nachdenken und Hinterfragen mancher eigenen Einstellung, sei es im religiösen Bereich, sei es im soziokulturellen Gebiet. Und gleichzeitig veranlasst er einen, die eigenen, spezifischen Glaubensinhalte und Traditionen besser zu verstehen - denn man muss sich ja eingehend damit beschäftigen, wenn man einer anderen Religionsgemeinschaft verstehen helfen will, was man glaubt, wie man glaubt, und wie man diesen Glauben im Alltag lebt. ‚Man fürchtet nur, was man nicht kennt‘ - In diesem Sinn: Lassen Sie uns einander besser kennenlernen in unseren jeweiligen Religionen.“