Spurensuche
Hunger nach Leben
03.08.2019 10:00

 

Menschen leiden am Hunger

Menschen haben Hunger. Auch heute noch. Gott sei Dank nicht bei uns in Deutschland. Aber anderswo schon. 821 Millionen Menschen hungern weltweit, sagt die Welthungerhilfe. Anders gesagt: Jeder 9. Mensch hat nicht das Nötigste zu essen. Dabei müsste das wohl nicht so sein. Es kann genug an Nahrungsmitteln produziert werden für alle.

Wie kann es dann sein, das noch immer Menschen am Hunger sterben? Vielleicht hängt das damit zusammen, dass noch viel mehr Menschen einfach nicht genug kriegen können. Sie haben anscheinend nichts, was ihren Hunger wirklich stillt. Ihren Hunger nach Leben. Deshalb wollen die einen immer mehr – und anderen bleibt nicht genug zum Leben.

 

Wie kann man Hunger stillen?

Hunger muss man stillen, keine Frage. Den körperlichen Hunger mit Lebensmitteln. Aber beim Hunger nach Leben kommt es darauf an, wie man das tut. Manche versuchen es mit Alkohol, mit Aufputschmitteln, mit Drogen: Dann kann man mehr erleben, mehr leisten, intensiver leben. Bis es einen irgendwann aus der Kurve trägt oder abstürzen lässt, das Leben, dass immer weiter, immer höher, immer mehr bringen soll. Andere merken irgendwann, dass man von einem Goldklumpen nicht abbeißen kann und er einem nur das Leben schwer macht: So wie Hans im Glück, dem sein Goldklumpen zu schwer wurde und der erst richtig leben konnte, als an den Platz kam, wo er zu Hause sein konnte. Und wer andere Menschen braucht und missbraucht, um den eigenen Hunger nach Leben zu stillen: der richtet meistens großes Unglück an bei dem Versuch, seinen Hunger zustillen.

 

Appetit statt Hunger

Man müsste also gutes Brot haben, nachhaltiges, gesundes Brot, von dem man satt wird. Das macht einen kräftig und widerstandsfähig, das stillt den Hunger. Dann kann man sich am Leben freuen. Wie ein Säugling, der gestillt ist und nicht mehr an den Hunger denken muss und an die nächste Mahlzeit, sondern mit wachen Augen und großer Neugier in die Welt schauen kann. Wenn man satt ist, dann sieht man, was los ist in der Welt. Dann sieht man die anderen und wie es ihnen geht. Dann hat man Kraft genug, sich um die anderen zu kümmern. Wenn man genügend gutes Brot hat, dann ist der Hunger vorbei. Aber das gute Brot macht einem Appetit. Appetit aufs Leben. Das ist etwas anderes. Wer Hunger hat, mag oft gar nicht mehr leben. Wer Appetit aufs Leben hat, der lebt gern.

 

Jesus ist das Brot des Lebens

Jesus hat mal gesagt: solches Brot kommt vom Himmel. Ich bin dieses Brot des Lebens: gesund und nachhaltig. Wer zu mir kommt, der wird nicht hungern (Joh 6,35). Wer zu mir kommt? Wie meint Jesus das? „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, hat er gesagt, ich will euch erquicken.“ Mühselig und beladen fühle ich mich oft – mal von den Sorgen um meine Kinder, mal wegen eines Problems in meinem Beruf, manchmal einfach von der vielen Arbeit und von den Erwartungen, die mich drücken. Ich bräuchte jemanden, der sie mir abnimmt, die Last. Jemanden, der mich erinnert: Mach dir keine Sorgen – wenn es nötig ist, wird Gott deinen Kindern beistehen, und dir auch. Dann wirst du nicht allein sein. Dann wirst du die Kraft haben, die du brauchst. Manchmal bräuchte ich jemanden, der mir sagt: Bleib ruhig: wenn es darauf ankommt, wird Gott dir helfen, die richtigen Worte zu finden. Jemanden, der mir sagt: Es gibt mehr als deine Arbeit. Mehr als die Erwartungen der Leute. Mach dir nicht diesen Druck. Mach Pause. Atme auf. Atme durch. Du wirst sehen – dann geht es dir besser. Dann kannst Du wieder sehen, wie viel mehr das Leben ist. Wie viel mehr dein Leben ist. Dann hast du wieder Lust aufs Leben. Appetit.

 

Wer erinnert mich an das Brot zum Leben?

Kommt her zu mir. Ich bin das Brot des Lebens. Ich will euch erquicken. Ihr könnt aufatmen. Ich werdet nicht mehr hungern. Wer erinnert mich daran heute – in Jesu Namen? Ich finde: Manchmal reicht es schon, dass man sich eine Pause gönnt. Baggersee oder Biergarten oder Balkon oder Kino oder der Sonntagskrimi im Fernsehen. Manchmal brauche ich aber mehr, damit ich mich erinnere und wirklich aufatmen kann. Mir tun am Sonntagmorgen die guten Worte und die Musik eines Gottesdienstes gut. Die Aufforderung: "Wir wollen beten!" tut mir gut. Das entlastet mich. Das entspannt mich. Das erleichtert. Manchmal brauche ich auch einen Menschen, der mich anhält, mich anlacht, mir sagt: Jetzt mal langsam. Das läuft dir alles nicht davon. Jetzt erzähl’ mir erst mal, wie es dir geht und was du vorhast. Jemand, der mir dann die Welt wieder schön redet, weil er mir auch die anderen, leichten Seiten zeigen kann. Die, die ich gar nicht mehr sehe, weil ich nur noch meinen mühseligen Alltag im Kopf habe. Das ist wie frisches, duftendes Brot, das mir Kraft gibt. Und mir Appetit macht auf mehr Leben.