Morgenandacht
Schwanger
22.08.2020 06:35
Sendung zum Nachlesen

„Ich wünsche Ihnen Gottes Segen!“ habe ich neulich zu einer jungen Frau gesagt. „Gottes Segen für Sie und ihr Kind!“ Ich kannte die junge Frau gar nicht, sie war eine Freundin meiner Schwiegertochter. Aber sie war sichtbar hochschwanger und als wir sie auf der Straße getroffen haben, hatte ich das Bedürfnis, ihr zum Abschied Gutes zu wünschen.

Die junge, schwangere Frau war perplex. „Danke!“ hat sie dann gesagt. „Das hat mir noch keiner gewünscht. Das ist bestimmt gut. Das können wir vielleicht brauchen.“ Und dabei hat sie behutsam über ihren Bauch gestrichen.

Da war dann ich perplex. Bestimmt hatte die Schwangere schon viele Ratschläge bekommen, von Müttern und Schwiegermüttern, Tanten und Freundinnen. Sie hat vermutlich Yoga für Schwangere gemacht und einen Geburtsvorbereitungskurs besucht. Wahrscheinlich hat sie verschiedene Geburtskliniken angeschaut und am Ende eine ausgesucht. Aber neun Monate lang sie keiner auf Gottes Segen und Beistand hingewiesen.

 

Dabei scheint mir das ganz wichtig in der Zeit der Schwangerschaft. Gerade, wenn es zum ersten Mal soweit ist und noch alles neu und unbekannt. Schwangere brauchen das Gefühl, dass jemand für sie da sein wird. Während des Corona-Lockdowns war es für viele eine große Sorge, dass sie ihr Kind womöglich ohne die Nähe des Vaters zur Welt bringen müssten. Wenn man nicht weiß, was auf einen zukommt, dann braucht man Menschen, die für einen da sind. Menschen, auf die man sich verlassen kann. Die einen klaren Kopf behalten und einem Mut machen, wenn man selbst nicht mehr kann. Es wird einer da sein, auf den kann ich mich verlassen. Das zu wissen macht die Sorgen kleiner. Vertraute Menschen können eine Schwangere unterstützen und stärken.

 

Wenn man solche Menschen hat, das ist ein Segen. Gottes Segen, der hilft aber auch gegen die Sorgen, die sich werdende Mütter oft trotz allem machen. Meine Erfahrung ist: Es tut gut, zu glauben, Gott begleitet mich. Sein Segen behütet mich und mein Kind. Das macht stark!

 

Schon Eva, nach der Bibel die Mutter aller Lebendigen, hat das erlebt. „Mit Gottes Hilfe habe ich einen Sohn geboren“ (1. Mose 4,1) hat sie gesagt, als sie ihr erstes Kind im Arm hielt. Sie hat begriffen, dieses Kind und seine glückliche Geburt sind ein Geschenk. Ein Geschenk von Gott, der mir geholfen hat. Er war bei mir, auch als die Schmerzen groß waren und ich vielleicht schon aufgeben wollte. Mit seinem guten Geist hat Gott mir Mut gemacht. Und jetzt ist alles gut und das Kind ist da. Viele Menschen sagen, dass Sie Gott gespürt haben, als ihr Kind gesund auf die Welt kam. Wie plötzlich eine große Dankbarkeit in ihnen war, die sie vorher gar nicht gekannt hatten. Mit Gottes Hilfe habe ich ein Kind geboren! Dieses Vertrauen der Urmutter Eva – wie schön, wenn das die Erfahrung ganz vieler Frauen werden könnte.

 

So hat auch Maria, die Mutter von Jesus, darauf vertraut, dass Gott sie nicht im Stich lassen wird. „Fürchte dich nicht, du hast Gnade bei Gott gefunden“ hat ein Engel ihr angekündigt. Und Engel reden im Namen Gottes. Solch ein Engel hat Maria Gottes Segen versprochen. So konnte sie Ja zu ihrem Kind sagen, und wurde die Mutter von Jesus.

 

„Das können wir vielleicht brauchen!“ hat mir die junge schwangere Frau gesagt, der ich Gottes Segen gewünscht habe. Gerade heute haben Schwangere Angst und machen sich Sorgen. 80% aller Schwangerschaften gelten laut Mutterpass als Risikoschwangerschaften, habe ich gelesen. Weil man mehr weiß von möglichen Gefahren, werden anscheinend auch die Sorgen großer. Und deshalb auch der Wunsch nach Begleitung – und vielleicht auch nach Segen.

 

Früher hat man gesagt, Schwangere sind „Guter Hoffnung“. Ich glaube, das ist leichter, wenn man auch auf Gottes Segen vertrauen kann.