Das Wort zum Sonntag: "Woche für das Leben"
Pfarrer Dr. Wolfgang Beck
21.04.2012 22:10

Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,

 

Bilder können verstören. Vor einigen Wochen habe ich das erlebt. Da präsentierte ein Hersteller für Kosmetikartikel seine Werbung. Auf den Bildern waren ältere Männer und Frauen zu sehen, wo man normalerweise junge Menschen erwartet. Sie posierten professionell als Models. Sie sahen gut gelaunt aus und wirkten auf mich durchaus beeindruckend. Sie machten mir, einem 38 Jahre alten Pfarrer – und wohl auch Jüngeren – unmissverständlich deutlich: Das Leben besteht nicht nur aus jungen und strahlenden Menschen – zum Glück!

 

Durch den demographischen Wandel in unserer Gesellschaft gewinnen das Wort und die politische Präsenz der älteren Generationen mehr Gewicht. Zugleich entsteht ein positiverer Blick auf diese Entwicklung. Aber ich weiß auch um die Sorgen vieler Jüngerer im Hinblick auf diese Entwicklung.

Eine Hochachtung gerade Älteren gegenüber begegnet uns immer wieder in der Bibel. Da gibt es beispielsweise beim Evangelisten Lukas eine Erzählung über zwei ältere Menschen, Simeon und Hanna. Im Tempel von Jerusalem begegnen sie Maria und Josef mit dem neugeborenen Kind. Das ist eine Begegnung zwischen Menschen, aber auch zwischen den Generationen. Eine Begegnung, die von einer großen Vertrautheit miteinander geprägt zu sein scheint.

 

Diese Vertrautheit miteinander – sie entsteht auch immer mehr in unserer Gesellschaft, wenn ein positiverer Blick gerade auf die Älteren wieder möglich wird. Nicht allein, weil es mittlerweile Werbung und Produkte, wie z. B. Autos, Kosmetik oder Urlaubsreisen gibt, die auf ältere Menschen als Zielgruppe ausgerichtet sind. Gerade ältere Mitarbeiter und Kolleginnen sind in vielen Firmen hochgeschätzt.

 

Als Jüngerer weiß ich aber auch: Es wird wohl auf die Sensibilität, gerade der Älteren im Hinblick der Jüngeren, ankommen, damit diese sich nicht eingeschränkt fühlen und ihre Entwicklungsmöglichkeiten finden!

 

In Freising wurde an diesem Samstag von den großen christlichen Kirchen die "Woche für das Leben" eröffnet. Sie trägt das Motto "Mit allen Generationen". Dabei geht es nicht nur um Reden oder Statements, um das Miteinander der Generationen zu fördern. Es wird wohl vor allem um Begegnungen miteinander gehen.

 

Das üben wir in unserer Kirchengemeinde, etwa wenn Kinder aus dem Gottesdienst sich auf den Weg machen, Senioren im benachbarten Pflegeheim zu besuchen. Sie bringen dort manchmal einiges durcheinander, aber sie werden mit offenen Armen und fröhlichen Gesichtern empfangen. In vielen Orten und Gemeinden gibt es mittlerweile regelmäßige Besuche von Kindergartengruppen bei Senioren. Sie sind ein guter Beitrag für eine wirkliche Begegnung miteinander, für ein besseres Kennenlernen. Es geht darum, sich besser in die Lebenssituation von Menschen, die sich in einer anderen Lebensphase befinden, hineindenken zu können. Dieses Hineindenken wird immer nötiger. Wenn die "Woche für das Leben" uns dabei unterstützt, würde ich mich freuen! Es wäre ein guter Beitrag für immer wieder neue Begegnungen.

 

Das wünsche ich uns – und einen gesegneten Sonntag!

Sendeort und Mitwirkende

Kath. Rundfunkreferat NDR

Andreas Herzig
Danziger Str. 52 a, 20099 Hamburg,
Fax 040/24877-119