Gemeinfrei via unsplash/ Kelly Sikkema
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Er ist „zum Versager geboren“. So schreibt die US-amerikanische Schriftstellerin Patricia Highsmith in einer Erzählung - und meint Winnie. Nichts gelingt ihm. Sein kleines Warenhaus läuft schlecht. Zum Renovieren hat er kein Geld. Sein eigener Bruder betrügt ihn um Ersparnisse. Und Winnie tut nichts dagegen. Nur die Menschen in der Stadt mögen ihn gerne. Winnie hilft, wo er kann. Manchmal spendet er Geld für die Kirche, die Gemeinde, obwohl er selber kaum Geld hat. Aber Winnies Problem ist: Er kann nicht glauben, dass jemand ihn mag. Er mag sich selber nicht, hält sich für einen Versager.
Bis eines Tages eine Erbschaft ins Haus flattert. Damit hat er nicht gerechnet. 80.000 Dollar, ein Vermögen. Winnie holt das Geld von der Bank ab. Dazu muss er verreisen, auch mit dem Schiff. Endlich hat er mal Glück. Und fängt gleich an zu träumen: Ein ganz neues Leben wird er haben, mit seiner Frau in einer anderen, großen Stadt. Der Traum gefällt ihm. Zugleich hat er Angst vor seinem Traum. So viel Geld ist er nicht gewohnt. Ob sie sich wohlfühlen an einem neuen Ort? Auf der Heimreise von der Bank steht er an der Reling der Fähre, träumend, ängstlich. Eigentlich will er gar kein neues Leben, merkt er. Irgendwie hat er sich ans Versagen gewöhnt. Als er dann ein Taschentuch aus der Hose holt, stößt er aus Versehen an seine Aktentasche, die vor ihm steht. Mit ihr plumpst sein Geld ins Meer. Typisch Winnie. Zuhause gesteht er seinen Fehler. Und was geschieht?
Ein Wunder geschieht. Die Menschen in Winnies Stadt jubeln vor Freude. Winnie geht nicht weg. Winnie bleibt bei uns. Die Menschen lieben ihn, feiern sogar ein Fest, tragen ihn auf Händen, sozusagen. Kein böses Wort fällt. In der Liebe hat er nie versagt. Nachbarschaftshilfe, Geld für die Kirche - in dreißig Jahren sammelt sich so viel Liebe an. Das merkt Winnie jetzt. Ihm kommen die Tränen. Nie hätte er gedacht, dass er so geschätzt wird. Die Menschen wissen: Winnie, das ist der, der alles mit Liebe tut. Die bekommt er jetzt zurück. Er ist gar kein Versager. Er ist Gewinner - in Sachen Liebe.
Es gilt das gesprochene Wort.