Urlaub abgesagt - Das Wort zum Sonntag

Urlaub abgesagt - Das Wort zum Sonntag
Pfarrer Christian Rommert
06.06.2020 - 23:55
14.05.2020
Christian Rommert

Das Wort zum Sonntag: 06.06.2020

Sprecher: Pastor Christian Rommert, Bochum

Urlaub abgesagt

Wir wollten uns zur Silberhochzeit mal was gönnen: Eine Reise nach Irland. Aber wir mussten entscheiden, nicht zu fahren. Momentan geht das nicht. Ob was gelockert wird, ist unsicher.

Das, wofür Urlaub steht, nämlich Sorglosigkeit, Freiheit, Leichtigkeit - das entsteht so doch nicht! Corona hat uns schließlich die Pläne zerschossen. Wir fahren nicht.

Ok, dann stattdessen: Urlaub in Deutschland. Aber dann habe ich gelesen, wie überlaufen das war an Pfingsten, am Meer. Das wird im Sommer doch nur noch viel schlimmer! Also besser zuhause bleiben? Jetzt hatten wir vor ein paar Tagen folgendes Erlebnis: Wir wollten zu unserem Lieblingsplätzchen an der Ruhr. Dorthin, wo wir wirklich noch nie mehr als eine Hand voll Menschen getroffen haben. Aber ganz offensichtlich hat sich unser Geheimtipp herumgesprochen. Überall sitzen dort jetzt Grüppchen. Mindestabstand 1,50 Meter? Fehlanzeige. Unser kleiner geheimer Lieblingsort – total überlaufen. Soll das also der Sommer 2020 sein?

Am Anfang von Corona, da habe ich den Mund noch ziemlich voll genommen. „Das wird schon!“, habe ich gesagt. „Vielleicht ist Corona auch eine Chance. Und nach Corona wissen wir die Dinge mehr zu schätzen!“ Aber es gibt kein „nach“ Corona. Wir stecken mittendrin. Immer noch! Und langsam nervt es mich richtig. Aufbruch in eine neue Welt? Wenn alles schnell wieder beim Alten wäre, dass würde mir schon komplett reichen!

Kennen Sie den Spruch: „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes“? Was ist denn falsch am Zurückblicken? Menschen, die auf dem Land aufgewachsen sind, wissen das noch. Das war, bevor es zentimetergenaue GPS Ortung für die Traktoren gab: wer sich beim Pflügen nach hinten orientiert, läuft nach vorne schief. Ein hartes Wort, das Jesus zu Menschen sagt, die gefangen sind in ihrer Vergangenheit. Es bringt nichts, dem Alten hinterher zu trauern und sich immer nur mit dem zu beschäftigen, was war und was hätte sein können. Nicht zurückschauen, sondern ausrichten und weitergehen, dazu fordert der Satz auf. Und dann bekommt das Ganze noch eine weitere Tiefe. Es geht um das, worauf wir uns ausrichten. Um die Frage: Was ist das Wichtigste im Leben? Auf welche Werte leben wir hin? Reich Gottes nennt das die Bibel.

Was ist jetzt wichtig? Arbeiten? Sparen? Spenden? Ausruhen? Ranklotzen? Urlaub buchen? Zuhause bleiben? Und für viele: irgendwie durchkommen.

Und dagegen steht: Wir können während Corona nicht langfristig planen, weil sich jeden Tag irgendetwas ändert. Das werden wir so schnell nicht los. Wir können nur Schritt für Schritt gehen, so wie der Bauer mit der Hand am Pflug. Aber mit dem Blick nach vorne. „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“  Das Einzige, was wir gestalten können, ist der nächste Schritt.

Eigentlich bin ich es leid, dass Corona ständig etwas Neues von mir fordert. Und gleichzeitig ist das auch besonders: weil ich gezwungen werde zu fragen, was wichtig ist im Leben. Und das Zweite, was ich lernen muss: Schritt für Schritt zu machen und meine Furche zu ziehen. Wir müssen schauen, was möglich ist. Dann, wenn es soweit ist!

 

14.05.2020
Christian Rommert