Wir haben alle denselben Gott, aber…
An Gott glauben viele – „irgendwie“. „Wir haben doch alle denselben Gott“, sagen sie dann. „Menschen geben ihm bloß verschiedene Namen“. Das ist wohl wahr. Wenn wir glauben, dass es nur einen Gott gibt, dann haben alle Menschen in allen Religionen denselben Gott. Anders ist das nicht denkbar.
Verschieden ist allerdings, wie Menschen über Gott denken. Was Christen von Gott denken und woran sie glauben, das kommt aus dem Evangelium von Jesus Christus. Er hat gesagt und gezeigt, wie Gott ist, glauben wir Christen. An diesem Jesus scheiden sich deshalb die Geister. Von Anfang an haben die Menschen sehr unterschiedlich über ihn gedacht.
Wer war Jesus? Wer ist er?
Ein beeindruckender Mensch, der sich für die Armen eingesetzt hat, Kranke heilen konnte, Traurige trösten und Niedergeschlagene aufrichten? Ein Lehrer in „Lebenskunst“, von dem man lernen konnte: „Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und doch an seiner Seele Schaden nimmt?“ (Mk 8, 36)? Ein Religionsgründer wie andere auch? Noch dazu, wo heute manche meinen, von den vielen Religionen kommen Unfrieden und Hass unter den Menschen. Es gibt viele Antworten auf diese Frage: „Wer war eigentlich dieser Jesus?“.
Mit Jesus kam die neue Welt
Anscheinend war das auch zu Jesu Lebzeiten so. Die Leute haben alles Mögliche über ihn erzählt. Von Anfang an haben die Menschen sehr verschieden über Jesus gedacht. Deshalb hat Jesus selber schon seine Jünger gefragt: „Wer bin ich für euch?“ Und Petrus, der Anführer, hat eine Antwort versucht: „Du bist der Christus!“ (Mt 16, 16) Auch er versucht damit eine Einordnung. Christus, das heißt: Der Gesalbte. Mit Salböl hat man damals Könige gesalbt und in ihr Amt eingesetzt. Und genau so würde Gott selbst den kommenden Messias auszeichnen, der die Verhältnisse in der Welt ändern würde. Das haben die Menschen damals erwartet. Dass der Messias eine neue Gesellschaft heraufführt. Er würde die Welt verändern oder, besser gesagt: Er würde den Menschen zeigen, wie sie sich ändern müssten, damit die Welt anders werden kann. So, wie Gott sie sich vorgestellt hat. Genau das hatten dann seine Jünger mit Jesus erlebt: Er hatte Kranke gesund gemacht. Menschen wieder auf die Beine geholfen, die sich nicht mehr rühren konnten. Randexistenzen und Gescheiterte hatte er zurück geholt in die Gesellschaft der anderen. Und er hat gezeigt: es ist möglich, Fehler zu verzeihen, Schuld zu vergeben und sogar seine Feinde zu lieben. Das macht das Zusammenleben leichter. So hat um ihn herum die neue Welt Gottes angefangen.
Deshalb war Petrus sicher und konnte zu Jesus sagen: „Du bist es. Du bist der Christus, auf den wir schon so lange warten. Durch dich wirkt Gott selbst in der Welt“. So fasst er seine Erfahrungen zusammen. Gott mitten unter den Menschen. In diesem Jesus Christus.
Ist Jesus immer noch da?
Für eine Weile war mit diesem Bekenntnis damals alles klar für die Jünger von Jesus. Aber dann ist ihre Gewissheit ins Wanken geraten: Jesus wurde auch hingerichtet. Seine Jünger haben nach ein paar Tagen dann die Erfahrung gemacht: Jesus ist noch immer da. Er ist bei uns. Er lässt sich hören und spüren, wenn wir in seinem Sinn miteinander leben. Das hat ihnen Mut gemacht. Davon haben sie weitererzählt und versucht, in seinem Sinn zu leben und zu handeln. Vielen hat das eingeleuchtet – aber natürlich längst nicht allen.
Heute werden Christen in vielen Ländern verfolgt. Und hier bei uns in Deutschland spielt der Glaube keine große Rolle mehr. Auch unsere Gewissheiten sind ins Wanken geraten. Deshalb frage auch ich mich manchmal: Wo ist Gott? Wer ist Jesus für mich? Ich finde vielleicht keine endgültige Antwort, aber ich glaube, dass sich die Suche lohnt.