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Sendung zum Nachlesen
Mein Heiliger heißt Hermann. Ein einfacher Mensch. Heute ist ja der Tag aller Heiligen. Es gibt viele berühmte Namen und Geschichten. Mein Heiliger heißt Hermann. Er wohnte mal bei mir um die Ecke. Ich kannte ihn nur flüchtig. Bis seine Frau starb. Da lernten wir uns kennen. Hermann hatte Schreiner gelernt, ist dann aber Kraftfahrer geworden. Als er gerade Rentner wurde, ist seine Frau gestorben. Sie wollten noch so viel machen. Aber der Krebs war schneller. Hermann hat viel geweint damals.
Ein paar Monate nach der Beerdigung seiner Frau war ich bei ihm. Da waren seine Tränen weniger geworden. Und er hat etwas Leises und Schönes zu mir gesagt, was ich nie mehr vergessen habe. Seitdem ist er mein Heiliger. Hermann hatte mir gerade Kaffee eingeschenkt und dann gesagt: Der Schmerz kann dich klein machen, aber die Hoffnung macht dich wieder groß. Wie leise er das gesagt hat, wie nebenbei. Aber völlig überzeugt. Als hätte er selber die Hoffnung erfunden. Was wohl manchmal nötig ist.
Heilige sind Menschen mit Hoffnung, ob sie berühmt sind oder nicht. Ich habe noch eine Weile bei Hermann gesessen. Und über die Hoffnung nachgedacht. Es tat ihm alles noch weh, weil seine Frau tot war. Aber so ein kleines Pflänzchen Hoffnung war wieder da. Ich hab‘ es ihm angesehen. Was das genau war, weiß ich nicht mehr. Ich glaube aber, Hermann hat etwas im Herzen gehabt, das ihn beruhigte. Er hat wohl gedacht, dass Gott ihm nichts Böses antun will. Auch wenn es böse aussieht. Und das tat es ja. Seine Frau wurde ihm genommen. Aber irgendwann hat Hermann gedacht: es soll jetzt so gut sein, wie es ist. Meine Frau ist versorgt im Himmel. Sie hat keine Schmerzen mehr. Und ich lasse mir helfen. Von den Kindern. Den Freunden im Verein. Die sind da für mich. Besonders die eine. Es soll jetzt gut sein, wie es ist. Er merkte wohl, wie Hoffnung neu wachsen kann. Viellicht von Gott gesät. Und sagt mir dann, was wohl nur ein richtiger Heiliger sagen kann: Der Schmerz kann dich klein machen, aber die Hoffnung macht dich wieder groß.
Es gilt das gesprochene Wort.