Die Welt braucht Menschen, die glauben – und handeln. Die Träger*innen des Friedensnobelpreises sind keine Heiligen. Aber sie leben, woran sie glauben. Ein Beitrag der evangelischen Kirche.
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María Corina Machado bekommt dieses Jahr den Friedensnobelpreis. Wer ist María Corina Machado? Ich habe ihren Namen nie zuvor gehört. Oder doch? Sie hätte 2024 die Präsidentschaftswahlen in Venezuela gewonnen. Aber der bisherige Präsident Nicolás Maduro verhinderte ihren Amtsantritt. Er drängte sie in die Opposition. Aus Sicherheitsgründen musste sie untertauchen. Aus dem Untergrund setzt sie sich weiter ein für Demokratie in ihrem Land. Dieses Engagement würdigt das Osloer Komitee mit dem Friedensnobelpreis.
Regeln für die Verleihung des Nobelpreises
Worauf kommt es bei der Nobelpreisverleihung an? Für das Komitee gibt es Regeln, an die es sich halten muss. Alfred Nobel hat in seinem Testament verfügt: Die "Friedensverfechter" sollen zur Verbrüderung der Völker beitragen, zur Verminderung der Heere oder zur Förderung von Friedenskongressen.
Das Gremium hält bei María Machado diese Voraussetzungen für erfüllt. María Machado sagt zum Beispiel: "Wir werden die Straßen nicht verlassen, der friedliche Protest ist unser Recht ... Wir handeln mit Intelligenz, mit Umsicht, mit Resilienz, mit Mut und friedlich."
Regeln für ein christliches Leben?
Kriterien für die, die Frieden stiften. Das führt mich zu der Frage: Gibt es auch Regeln dafür, wann ein Mensch als Christ bezeichnet wird? Viele würden einfach die Mitgliedschaft in einer der großen oder kleinen Kirchen nennen. Martin Luther wehrte sich gegen die Reduzierung des christlichen Lebens auf die "Werke", also auf das, was ein Mensch tut. Für ihn war der Glaube das wichtigste Kennzeichen eines Christenmenschen.
Aber Glaube bleibt nicht folgenlos. Woran ich glaube, wovon ich überzeugt bin, das strahlt aus in das, was ich tue. In der Bibel will der Briefschreiber Jakobus seine Zeitgenossen davon abbringen, nur mit dem Mund ihren Glauben zu bekennen. Lippenbekenntnisse allein reichen nicht. Auch an ihren Taten soll man sehen, wes Geistes Kind sie sind.
Jakobus schreibt: "Wenn nun einer von euch zu ihnen sagt: ‚Ich wünsche euch alles Gute! Hoffentlich bekommt ihr warme Kleider und könnt euch satt essen!‘, was nützt ihnen das, wenn ihr ihnen nicht gebt, was sie zum Leben brauchen? Genauso nutzlos ist ein Glaube, der nicht in die Tat umgesetzt wird. Er ist tot." (Jakobus 2, 16+17)
Liebe motiviert
Wenn ein Mensch Christ wird, dann lebt er oder sie auch mit christlichen Werten. Und das nicht nur am Sonntag, sondern täglich, rund um die Uhr.
Glauben ohne Taten ist wie, wenn zwei einander die Liebe versprechen, aber lieblos miteinander umgehen. Dann bleiben die Worte ohne Wirkung. Sie sind ein leeres Versprechen.
Jakobus ruft zu einem Glauben auf, der nicht nur fromm daherkommt, sondern der auch wirksam ist. Christinnen und Christen haben sich davon motivieren lassen. Deshalb sind Organisationen entstanden wie die Diakonie und die Caritas. Deshalb engagieren sich Menschen in Kirche und Gesellschaft.
Als María Machado erfuhr, dass sie den Friedensnobelpreis erhalten soll, erklärte sie: "Vielen Dank, aber ich hoffe, Sie verstehen, dass dies eine Bewegung ist, eine Errungenschaft einer ganzen Gesellschaft. Ich bin nur ein einzelner Mensch. Ich verdiene das ganz sicher nicht."
Der Mut und die Tatkraft Einzelner sind notwendig. Besser noch ist es, wenn man sich gemeinsam einsetzt. Unsere zerrissene Welt braucht ein solches gemeinsames Engagement.
Als ich in Weimar gewohnt habe, bin ich regelmäßig in die Jakobskirche zum Gottesdienst gegangen. Sie ist benannt nach dem biblischen Briefschreiber Jakobus. Dort am Predigtpult hatte ich oft einen seiner Sätze vor Augen: "Seid aber Täter des Wortes!"
Literatur dieser Sendung:
1.- 2. https://www.tagesschau.de/ausland/friedensnobelpreis-machado-venezuela-100.html