Das Wort zum Sonntag: "Durchbruch!"
Pfarrer Stefan Claaß
07.04.2012 21:10

Wer schon einmal schwer krank war, weiß, wie entscheidend die Nächte sind. Zum Guten oder zum Schlechten. Heute Nacht fällt eine Entscheidung zum Guten, in wenigen Stunden bricht das Osterfest an.

Bild 1 (Victory-Zeichen)  

 

Nein, das ist noch kein Osterbild für mich. Da fehlt Entscheidendes.

 

###f03###

Bild: "Dualsymbolik 07" von Ralf Kopp


Ja, die Wunden gehören dazu heute Nacht. Wir können ja nicht absehen von den Nachrichten, die uns gerade erreicht haben. Und tief in mir sind auch noch Schreckensmeldungen aus den letzten Wochen gegenwärtig. Die Nachricht von der belgischen Reisegruppe aus Lommel, die mit dem Bus verunglückt ist. Die Nachricht aus Emden, wo die elfjährige Lena ermordet worden ist.

Ich kann Ostern nur feiern, wenn da auch Platz für die Opfer in unserer Gesellschaft ist. Wenn wir sie an Ostern nicht beiseite schieben. Denn für sie ist Ostern ursprünglich gedacht.

Am allerersten Ostermorgen haben die Menschen, die zum Grab Jesu kamen, ein  neues, anderes Leben zu sehen bekommen. Von Maria und Petrus und den anderen Jüngern erzählt die Bibel, dass ihnen an diesem Morgen der auferstandene Christus begegnet sei. Und sie haben gehört und erfahren: die verwundete Hand ist zur Siegerhand geworden.

So entsteht ein neues Bild von Leben. Wir müssen das Leid nicht verdrängen und beiseite schieben, um feiern zu können. Aber wir verzichten auch nicht darauf, im Angesicht von Leid das Leben zu feiern. Sonst würde die Gewalt noch einmal über ihre Opfer triumphieren. Genau dem hat Gott ein Ende gesetzt. Er hat den Tod durchsichtig werden lassen. Der Tod ist nicht mehr das Ende von allem, sondern der Durchbruch zu etwas ganz Neuem.

Ich schaue auf die verwundete Siegerhand und vertraue darauf, dass die Liebe Gottes stärker ist als Gewalt und Tod. Ich vertraue darauf, dass Gott mehr unter Leben versteht als fünf oder elf oder auch achtzig biologische Jahre. Die ersten Ostermenschen haben gesehen, gespürt, erfahren, dass Christus uns durch den Tod hindurch ein größeres Leben schmecken lässt. Darauf vertraue ich auch für die Verunglückten aus Lommel und für Lena aus Emden.

Dies ist die Nacht der Entscheidung für das Leben. In wenigen Stunden bricht das Osterfest an. Ich wünsche Ihnen wache Sinne, um das ganze Bild des Lebens zu sehen, das Gott entworfen hat. Am Ende ist alles gut, sagt ein Sprichwort. In unserem Horizont stimmt das oft nicht. Dank Ostern geht der Satz weiter. Am Ende ist alles gut - und wenn es nicht gut ist, ist es bei Gott noch nicht das Ende.

Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht – und einen guten Morgen!

Näheres unter Karfreitag.de oder auf der Seite des Künstlers Ralf Kopp.

 

Sendeort und Mitwirkende

Religion, Kirche und Gesellschaft
Postfach 10 60 40
70049 Stuttgart