Du tauchst mich ein in deine Liebe
aus der Baptistengemeinde in Rostock
14.07.2024 10:05
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Predigt zum Nachlesen:

I
Ein blasser, blauer Punkt. Das ist alles, was man sieht, wenn man unseren Planeten vom Weltraum aus betrachtet. Der blaue Planet. Wir sind Wasser und kommen aus dem Wasser. Wie alles Leben.  Nur schauen, ob die Ostsee noch da ist, dass muss hier bei uns hin und wieder einer erledigen. Ohne Wasser geht gar nichts: Saubere Zähne, Kaffee am Morgen, frisches T-Shirt, Spaghetti, Urlaubswanderung, Schwimmabzeichen, auch unsere Stadt Rostock – ohne Wasser nicht denkbar. Das Wasser, was hier so selbstverständlich aus der Wand kommt, nehmen wir aus der Warnow. Sie fließt seit 12000 Jahren. Viel Wasser zur falschen Zeit am falschen Ort: gefährlich, sogar tödlich. Fluten, steigende Meeresspiegel, Starkregen.

Biblische Großereignisse haben mit Wasser zu tun. Schöpfung: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, die ganze Welt. Und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Potenzial für alles, was noch werden sollte. Exodus: Das Volk Israel zieht aus der Sklaverei in Ägypten durch Wasser hindurch. Und auch Jesus, bevor er öffentlich bekannt wurde, geht er durch das Wasser des Jordans und lässt sich dort von Johannes taufen.


Alle großen Religionen kennen Rituale mit Wasser. Es gibt Reinigungsvorschriften vor dem Betreten einer Moschee, die Mikwe als jüdisches Ritualbad, es gibt für Hindus das reinigende Bad im Ganges und es gibt Wasser als Hilfe in der buddhistischen Meditation.

Eins unterscheidet die christliche Taufe von anderen Ritualen mit Wasser: Man kann sich nicht selbst taufen. Man wird getauft. Sich taufen lassen, das ist: Etwas an sich geschehen lassen.

Warum die Christen taufen? Geht zurück auf einen Mann, der im 1. Jahrhundert getauft hat, Johannes der Täufer. Vor ihm gab es noch keine Taufe. Seine Taufe war eine Taufe der inneren Umkehr und Reue. Umso erstaunlicher, dass Jesus sich selbst von Johannes taufen ließ. Der Einzige, der keine Umkehr zu Gott nötig hatte. Er hörte eine Stimme aus dem Himmel: "Du bist mein geliebter Sohn. Du gefällst mir" Das ist auch uns in der Taufe gesagt: Du bist meine geliebte Tochter. Du bist mein geliebter Sohn. Du gefällst mir.

Das Neue Testament berichtet davon, dass die, die anfingen, Jesus zu vertrauen, getauft wurden. Dass Jesus selbst getauft hätte, ist nicht überliefert. Was wir von ihm haben, ist ein Taufauftrag: "Geht nun hin zu allen Völkern und ladet die Menschen ein, meine Jüngerinnen und Jünger zu werden. Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!" (Matthäus 28, 19)

Es gibt auf dem blauen Planeten 2,2 Milliarden Christinnen und Christen.

So unterschiedlich ihre Gesangbücher, ihre Meinung zu diesem oder jenem Thema oder die Art und Weise, Gottesdienst zu feiern sein mag – Sie taufen alle. Und sie taufen alle "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Eingetaucht in Beziehung.

Martin Luther sagt: Die Taufe ist eine nasse Predigt an den Getauften. Es wird körperlich spürbar, was sich im Gläubig-werden vollzieht: Gott spricht den Menschen an und ruft ihn in seine Nähe. Und der Mensch sagt dazu ja. Sich taufen lassen, ist: Sich das "Ja" Gottes über unserem Leben einfach gönnen. Wer sich taufen lässt, wird eingetaucht in Gottes Liebe.

II
Die Taufe verbindet. Mit einer lokalen Gemeinde, mit einer christlichen Konfession und mit allen Christinnen und Christen auf der ganzen Welt. Wir sind zusammengetauft zu einem großen Körper, dem Leib Christi. Die Taufe markiert den Anfang einer Glaubensentwicklung und verbindet uns auf einzigartige Weise mit der Jesus-Christus-Geschichte.

Die Taufe ist eine nasse Predigt. Eine Predigt ohne Worte. Hier geschieht, was sich niemals im Kopf allein abspielen könnte: "Gott bekennt sich in der Taufe zu diesem Menschen indem er ihn in ein neues Leben hineinnimmt. Und der Mensch bekennt sich in ihr zu Gott, indem er nach diesem Wirken Gottes fragt und es sich gefallen lässt."

Gottes Ja zu uns ist immer größer als unser Ja zu ihm. Das denken können, ist das eine. - Etwas anderes ist: sich das Gute auch gefallen lassen. Sich ins Wasser fallen zu lassen.

Mir steht das Wasser bis zum Bauchnabel. Wenn ich taufe. In unserer baptistischen Tradition taufen wir meist mit viel Wasser, in großen Taufbecken oder in Flüssen oder Seen oder im Meer. Und nur Leute, die die Taufe selbst wollen.

Ein Vertrauensschritt ins Wasser. In unserer Tradition, in den Erdregionen, wo es genug Wasser gibt, taufen wir mit Untertauchen. Das geht so: Als Pastorin stehe ich mit dem Täufling im Wasser und dieser lässt sich vertrauensvoll nach hinten ins Wasser fallen, im Vertrauen darauf, dass er oder sie dann – von mir – auch wieder herausgehoben wird.

Hier wird anschaulich und spürbar, was Paulus im 6. Kapitel des Römerbriefes sagt: "Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden." Wir werden eingetaucht und wieder herausgehoben. Sterben und auferstehen. Eingetaucht in die Jesus-Christus-Geschichte. Wir glauben: Jesus ist für uns. Für uns geboren, für uns gelebt, für uns gestorben und für uns auferstanden.

Tot sind wir – für alles, was uns von Gott wegzieht.
Lebendig – für ein neues Leben in Verbindung mit unserem Ursprung.

Ein Schiff wird bei seiner Taufe seinem Element, dem Wasser übergeben.
Es geht auf große Fahrt mit guten Wünschen. Manche Seeleute glauben:
Geht bei der Taufe etwas schief, oder hat einer an Bord grüne Socken an,
dann bringt das Unglück.


Christinnen und Christen bleiben nicht im Wasser, sie tauchen auf, wo sie gebraucht werden. Denn wer bei Christus eintaucht, wird bei den Menschen wieder auftauchen.

Die christliche Taufe schützt nicht vor Unglück. Aber wir können uns an sie erinnern, an diesen starken Bund fürs Leben und darüber hinaus. Martin Luther sagt: jeden Tag aufs Neue in die Taufe hineinkriechen, damit man frisch und belebt aus ihr herauskommt.

Ich bin getauft. Daran kann ich mich erinnern, wenn das Leben "nein" zu mir sagt. Wenn Zerstörerisches oder Tödliches nach mir greift, kann ich dagegenhalten: Ich bin getauft. Tod, du bist tot. Und Jesus lebt und ich mit ihm.

Amen.

Es gilt das gesprochene Wort.