Vom Schatz und der schönsten Perle
aus der Stadtkirche St.-Laurentius zu Schönberg
28.07.2024 12:05
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Predigt zum Nachlesen:

Liebe Gemeinde, liebe Hörerinnen und Hörer!

Ich mag Geschichten und Gleichnisse. Jesus hat oft Gleichnisse erzählt und Menschen so in seine Gedanken mitgenommen. Das Gleichnis vom Himmelreich steht im Matthäusevangelium in einer ganzen Sammlung von Gleichnissen. Jesus spricht sie erst zu einer größeren Menschengruppe, irgendwann sind nur noch die Jünger bei ihm, und er legt ihnen im kleinen Kreis aus, was er gemeint hat. Denn Geschichten sind ihrem Wesen nach ja mehrdeutig und können unterschiedlich verstanden werden. Ohne Überleitung erzählt Jesus dann vom Schatz im Acker und der Perle, ohne eine weitere Erklärung zu geben. Das finde ich gut. So mache ich mir meine eigenen Gedanken dazu und werde zur Schatzsucherin und Perlentaucherin.

Gleichnisse haben ein starkes Bild, das auf eine Sache hinweist. Die Bilder in unserem Text sind klar: Der Schatz im Acker und die wertvolle Perle. Und Jesus sagt klar, womit er Schatz und Perle vergleicht:  Es geht um das Himmelreich.

Ja – und da fängt das Fragen an: Was sagen mir die Bilder über das Himmelreich?
Schatz und Perle sind beide wertvoll.

Also ist das Himmelreich etwas Wertvolles! Etwas besonders Schönes, über das ich mich total freue. Etwas, das Herzklopfen auslöst und mich einen Luftsprung machen lässt.

Das Gleichnis erzählt aber noch mehr: Da sind Menschen, die suchen und finden. Mal eher zufällig, mal nach längerer Zeit.

Ist das wertvolle Himmelreich demnach verborgen?

Ich finde die Frage spannend, was das Himmelreich für Sie oder für mich sein könnte.

Ist es etwas besonders Schönes oder Seltenes?

Vielleicht ist es zu früh, jetzt schon eine Antwort geben zu wollen – vielleicht gibt es die auch gar nicht, sondern das Himmelreich bleibt immer unverfügbar und wir können uns ihm nur durch Graben auf unserem Acker und Suchen auf unserem Weg annähern.

Nach meiner Erfahrung fallen meine Antworten in unterschiedlichen Lebensphasen unterschiedlich aus.

Das Himmelreich – ist es ein Sehnsuchtsort oder eine Sehnsuchtszeit?

Wonach habe ich Sehnsucht, wenn ich über Gott und die Welt – im Kleinen: über mich und im Großen: über Dich, nachdenke? Was ist der sogenannte siebte Himmel?

Ganz sicher hat jede und jeder von uns andere Vorstellungen davon.

Für die einen ist ganz klar: Die Zeit spielt im Himmelreich keine Rolle, ebenso wenig Leben und Tod. Deshalb begegne ich im Himmelreich den Verstorbenen wieder. Dort, im Himmel, muss niemand leiden, alle sind selig. In so einem Himmelreich leben wir anders – vielleicht wie Paulus es sich vorstellte: Mit einem Geistkörper.

Und ist das Himmelreich das Reich Gottes? Wenn ja, dann sind Zeit und Ort für Jesus auch im Jetzt und Hier, denn er sagt (Lk. 17,21): Das Reich Gottes ist mitten unter euch.

Der Himmel ist schon da. So wie der Schatz, verborgen im Acker, schon immer da ist und wie eine Perle unter vielen anderen nur noch gefunden zu werden braucht.

Unsere Perlen – tragen wir sie in uns – als Gabe Gottes, als Begabung?

Was können wir? Geht es Ihnen vielleicht auch so? Was ich gerne mache, was mir liegt, was mir Freude bereitet, das ermüdet mich nicht. Im Gegenteil, es erfrischt mich, lässt mich innerlich Luftsprünge machen. Begabungen entdecken oder wiederfinden, das ist wie ein Schatz.   

Schätze und Perlen lösen etwas in uns aus – sie machen uns vermögend und schön und so fühlen wir uns dann auch. In diesem Sinne gefragt: Was gibt uns erbauliche Freude und gute Zuversicht? Was macht uns reich? Vielleicht sogar Himmelsreich?

Was sind unsere Perlen-Schätze?

Da, wo ich studiert habe, sagt man: "Hamburg, meine Perle". Zu unseren Liebsten sagen wir: "Mein Schatz."

Echte Perlen kommen aus der Natur, aus Muscheln und wertvoll sind sie, wenn sie perfekt rund und glänzend sind – weil solche Perlen selten sind.

Perlen entstehen durch Verletzungen der Muscheln, wenn z.B. Bakterien eindringen. Die Perle ist die Heilung.

Ob Jesus das wusste, als er das Himmelreich mit einer Perle verglich? Das Himmelreich als Ort der Heilung, als Zeit des Heilwerdens und Heilseins. Überall und jederzeit Shalom- Frieden in allem, was uns bewegt.

Perlen und Heilung gehören zusammen.

Welche Verletzungen tragen wir mit uns? Vielleicht hat die eine einen Unfall gehabt, vielleicht ist der andere krank? Vielleicht ist jemand gekränkt worden oder hat anderen wehgetan, was ihm nun leidtut?

Im Himmelreich werden alle Tränen abgewischt: Die Tränen derer, die einen geliebten Menschen verloren haben. Die Tränen derer, die ihre Heimat verlassen mussten, um eine Zukunft zu haben. Die Tränen aller, die unter den Kriegen in der Welt leiden. Meine Sehnsucht nach Heilsein lässt mich hoffen.

Eine Perle in den Weiten des Weltalls ist unsere Erde. In der Bibel lese ich, wie Gott die Welt geschaffen hat. Gleichzeitig frage ich mich, wie lange Gott überlegt und gesucht haben mag, diesen einen kostbaren Ort zu gestalten, an dem Leben entstehen kann. Hier ist es möglich gewesen, Menschen zum Bilde Gottes zu erschaffen.

Und wo sonst gibt es einen Acker als auf der Erde? Der Schatz im Acker bleibt ein Geheimnis. Gott als "Geheimnis der Welt", so hat der Theologe Eberhard Jüngel von Gott gesprochen.

Dieser Gedanke gleicht einer Perle – Perlenworte zu finden und zu sammeln gibt mir Hoffnung, Sinn und macht mir Freude. Ich habe ein anderes Perlenwort, das ich mit Ihnen teilen möchte:

Ein Perlenwort von Mahatma Gandhi: "Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier." Wenn wir alle Schätze aus dem Acker holen und alle kostbaren Perlen des Meeres nur für uns haben wollen, verfehlen wir unsere Aufgaben und fügen anderen Leid zu. Unsere Kinder und Enkel werden dann weder im Acker noch im Meer finden, was ihr Leben wertvoll macht.

Ein Schatz, eine Perle ist für mich die Einsicht, dass Dinge begrenzt sind: Unsere Körper, unsere Zeit, unsere Erde. Darum lasst uns mit Gottes Hilfe maßvoll sein und den andern von Herzen gönnen, dass auch sie glücklich werden.

Der Kaufmann gibt alles hin, für die eine Perle. In diesem Moment gibt es weder Zögern noch Zweifel für ihn. Das ist ja wie im Himmel. Als ob man etwas von Gott spürt.

Ich erlebe das, wenn ich mit einem lieben Menschen zusammen bin und zugleich weiß ich:

Ich besitze dich nicht und habe mich nicht.

Lass uns gemeinsam auf der Suche bleiben, mal wieder Briefe schreiben,

weiter nach dem Himmelreich fragen

 und zu glauben wagen.

Ich glaube, wir kommen ihm nah, dem Himmel auf Erden –

wenn wir in Gottes Geist zu Menschen werden.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird unsere Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus. Amen.

Es gilt das gesprochene Wort

 

 

 

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