"Voll des Lachens"
aus der evangelischen Kirche Dillingen an der Saar - mit Pfarrer Thomas Josiger
25.08.2024 10:05

I
Kommt ein Pastor zum Arzt…. So oder so ähnlich könnten wir doch unsere gemeinsame Predigt heute anfangen, liebe Christine und liebe Pia. Kirche und Humor, darum soll es ja heute gehen. Oder ist es besser, von Glaube und Humor zu sprechen? Dazu fällt mir tatsächlich ein Witz ein:

Kommen ein Pfarrer und ein Busfahrer in den Himmel. Der Busfahrer wird mit großem Hallo und vielen Ehrerbietungen empfangen und gleich an die große Himmelstafel gebeten. Der Pfarrer wartet und wartet auf Einlass. Petrus liest in seinem Buch, schaut abwechselnd in die Aufzeichnungen und zum Pfarrer. Schließlich meint er: "Also wir müssen nochmal gründlich prüfen, ob du überhaupt in den Himmel kommen kannst." "Aber Petrus!", entgegnet der Pfarrer, "Ich habe doch mein Amt immer ordentlich ausgeführt. Der Busfahrer wird hier groß empfangen und bei mir überlegt ihr noch?" Da sagt Petrus: "Wenn du gepredigt hast, sind immer alle Leute eingeschlafen. Aber wenn der Busfahrer gefahren ist, haben alle gebetet."

Naja, aber mit den Witzen ist das so eine Sache. Die wollen den schnellen Lacher, Instant-Humor sozusagen. Und dann gehen viele Witze auf Kosten anderer. Als ob alle Busfahrer so fahren würden. Obwohl…

Aber der Witz, den Thomas erzählt hat: Da wird doch einer vorgeführt, der gehört als Pfarrer – zumindest früher – zu den Mächtigen, Angesehenen, den "Oberen". Das finde ich eigentlich gut.

Der Busfahrer hat aber auch Macht. Der hat schließlich Verantwortung für seine Fahrgäste. Und Gottesdienstbesucher, die vor sich hindämmern, sind ja wohl weniger in Lebensgefahr als Fahrgäste im Bus.

Halt, Halt. Es stimmt schon. Wenn ich über schwierige Verhältnisse lachen kann, dann lässt es sich oft besser ertragen.

Da lässt sich bestimmt viel dazu sagen. Aber uns geht es doch um Humor und Glaube. Und wenn ich so manchen Witz höre, bei dem es um Kirche geht, wird da besonders der Widerspruch auf die Spitze geführt zwischen dem moralischen Anspruch und der Fallhöhe, die es für das menschliche Bodenpersonal Gottes bedeutet. Zum Beispiel der hier:

Dem Pfarrer werden andauernd aus dem Obstgarten Früchte gestohlen. Da stellt er ein Schild auf: Gott sieht alles! Ein paar Tage später ist daruntergeschrieben: Aber er petzt nicht!

Oder der hier: Ein Pfarrer hat eine neue Stelle angetreten. Es klopft. Da denkt er: Na jetzt werde ich mal zeigen, wer ich bin. Er ruft "Herein!", nimmt schnell das Telefon ans Ohr und sagt: "Jawohl, Herr Bischof. Vielen Dank für die Glückwünsche. Und grüßen Sie Ihren Stellvertreter, das ist ein alter Freund von mir. Auf Wiederhören!" Er legt den Hörer auf und wendet sich genervt zum Besucher um: "Und wer sind Sie und was wollen Sie?" – "Ich bin der Hausmeister. Ich will Ihr Telefon anschließen."

II
Lachen ist eine emotionale Reaktion. Wenn etwas Überraschendes passiert, das positiv oder skurril ist. So muss es Abraham und Sara vorgekommen sein, als Gott bei ihnen vorbeischaute und ihnen sagte, dass sie ein Kind bekommen würden. Dabei war das Thema für die beiden vielleicht gar nicht so komisch.

Ja, es war eher tragisch. Damals galt es als Strafe Gottes, wenn ein Paar keine Kinder bekam. Vermutlich hat es Sara manche Träne gekostet. Und in der Öffentlichkeit mussten sie besonders tough sein, die Kinderlosigkeit könnte ja ihre Autorität untergraben.

Und sie erlebten allerlei Verwicklungen, weil sie selbst eine Lösung für das Problem finden wollten. In der Bibel steht, dass sie durch Leihmutterschaft einer Sklavin Nachwuchs bekommen wollten. Das brachte nur Verletzungen auf allen Seiten und war sicher demütigend. Vor allem für Hagar, so hieß die Sklavin.

Nun waren Abraham und Sara alt. Gott kam zu Besuch in Gestalt von drei Wanderern.

Ich versuche mir Sara vorzustellen, wie sie da im Zelt war und eine Mahlzeit für die Gäste vorbereitete. Und nun hört sie das: Ein Kind soll sie bekommen. Mit neunzig Jahren. Die Reaktion darauf ist so verständlich. Sie lacht. Sie hat sich wohl ganz realistisch vorgestellt, wie das noch was werden sollte: Ein Kind als Greisin zu bekommen.

Nun wollen wir hier nicht über die Möglichkeiten von später Geburt diskutieren. Sondern viel spannender ist, dass Sara Humor hat – trotz dieses für sie vielleicht schmerzhaften Themas.

Das Thema war ja kein gutes für sie. Mit Scham besetzt, mit psychischen Verletzungen verbunden und vielleicht auch mit Schuld, wenn man an diese Leihmutterschaft von der Sklavin Hagar denkt. Das Thema ist für sie eigentlich abgehakt. Sie hätte mit einer tiefen Beleidigung reagieren können oder mit Vorwürfen. Aber nein: Sie lacht. Damit macht sie das Schwere nicht kleiner. Aber sie verschafft sich einen guten Abstand. Und genau das passiert beim Humor, beim Lachen. Wir bekommen einen Abstand zum schweren Thema.

Ich bin Friseurin vom Beruf und da bin ich im Nebenamt immer mal wieder auch Seelsorgerin. Letztes Jahre hatte eine Freundin von mir eine richtig schwere Lebenskrise. Wenn wir uns getroffen haben und redeten, dann gab es viele Tränen. Aber irgendwann, ja, da fingen wir dann an herumzualbern. Ich weiß schon gar nicht mehr, was der Auslöser dafür war. Am Ende haben wir viel mehr gelacht als geweint. Damit waren die Probleme meiner Freundin nicht in Luft aufgelöst.

Aber sie waren weniger schwer. Sie sind etwas von ihr weggerückt.

III
Die Geschichte von Abraham und Sara ging am Ende gut aus. Sie bekamen ihr Kind. Und der Name ihres Kindes erzählt im Grunde ihre Geschichte: Isaak, das heißt aus dem Hebräischen übersetzt: "Gott hat mich zum Lachen gebracht".

Humor half bei der Überwindung der schweren Lebenssituation. Und nun wurden die jungen, und doch ziemlich alten Eltern jedes Mal daran erinnert, wenn sie ihren Sohn riefen. Wer weiß, vielleicht war der Name auch Anlass, dass sie ihre Geschichte immer wieder einmal erzählen mussten.

Ich stelle mir das so vor: Was, wie heißt euer Kind? "Gott hat mich zum Lachen gebracht"? Na, das klingt ja interessant. Wie seid ihr denn darauf gekommen? Und dann kam die Geschichte von Leid, langem Warten, Resignation und am Ende viel Lachen.

Was ist denn nun mit unseren schweren Themen im Leben? Lässt sich denn da einfach immer darüber hinweglachen? Ganz sicher nicht. Aber Sara und Abraham sind ein gutes Vorbild in Sachen Humor. Sie machten sich nicht auf Kosten anderer lustig, konnten über sich selbst lachen. Sie ließen sich die Freude am Leben nicht verderben, auch wenn das Leben anders kam als gedacht.

Nun soll damit nicht gesagt werden: Lach einfach genug, dann überwindest du alles Schwere. In manchen Ohren klingt das wie Hohn. Ja, es gibt Lebensphasen, da kann ich gerade keinen Spaß ertragen. Und dennoch ist es eine große Hilfe, den Humor nach solchen Phasen wieder zu finden. Ich finde es sehr schön, dass dies auch in der Bibel zu finden ist. Es gäbe noch so viele Geschichten… Humor gehört unbedingt zu Glaube und Kirche dazu. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. In diesem "Trotzdem": Darin steckt Trotz. Den braucht man manchmal, um durch schwere Zeiten zu gehen. Und dieser unbedingt nötige Trotz wird leichter mit Humor.

Es gilt das gesprochene Wort.

Nach Ausstrahlung erhalten Sie an dieser Stelle die Predigt zum Nachlesen.

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