Petrus

Wort zum Tage
Petrus
Im Zweifel gehalten
27.04.2017 - 06:20
26.04.2017
Pfarrerin Angelika Scholte-Reh

Er geht los, setzt seinen Fuß über den Rand des Bootes und geht über das Wasser, seinen Blick auf den Freund gerichtet, der einige Meter weiter steht, mit offenem Blick, erwartungsvoll, mit ausgestreckter Hand. „Komm!“ hat der gesagt. Das Wasser trägt. Der Jünger Petrus gewinnt Selbstvertrauen, geht los, fasziniert, begeistert. Nur wenige Schritte noch bis zu seinem Lehrer Jesus. Da fällt sein Blick auf die Wellen. Kann das wirklich sein, dass er über Wasser geht? Der Zweifel greift nach ihm, kriecht in seine Poren. Und er verliert den Halt unter seinen Füßen. Er sinkt, erschrocken hebt er den Blick. „Herr, rette mich!“ Jesus hat die rettende Hand längst ausgestreckt, hält ihn fest, hilft ihm auf die Beine und geht mit ihm übers Wasser bis ins Boot. „Du hast zu wenig Vertrauen!“ sagt er. Und: „Warum hast Du gezweifelt?“ (Matthäus 14,31)

 

Ein Mensch geht mutig los, beginnt etwas Neues, erlebt, wie der Mut, die Hoffnung und die Euphorie ihn oder sie tragen. Und dann kommen die ersten Schwierigkeiten. Ich stoße an meine eigenen Grenzen, mache Fehler, erlebe Rückschläge und Misserfolge, komme ins Stolpern und zweifle. Kann ich das wirklich? Ob das gelingen wird? Habe ich mir nicht zu viel vorgenommen? Reicht meine Kraft? Bin ich die richtige Person für diese Aufgabe? Alleine geht es jetzt nicht weiter.

 

„Du bist nicht allein!“ sagt Jesus zu Petrus. „Ich gehe mit!“ „Vertraue mir!“ Und er hilft ihm, weiterzugehen und anzukommen.

 

Alleine geht es nicht weiter. „Herr, rette mich!“ Gott ist da, geht mit, öffnet eine Tür, wo ich meine, in einer Sackgasse zu stehen. „Vertraue mir!“ sagt Jesus auch zu mir, vermittelt durch die biblische Geschichte. Ich lege die Hände für einen Moment betend in den Schoß, atme tief durch, spüre, wie ich ruhiger und gelassener werde und wie mir eine Kraft zufließt, die nicht aus mir selbst kommt. Die Angst, die mir im Nacken saß und die Kraft nahm, verwandelt sich und wird zur Vorsicht, die Fehler, über die ich mich so sehr geärgert habe, lehren mich einen neuen Blick auf mich selbst und die Situation. Ja, alleine schaffe ich das nicht. Aus der Distanz in der Stille, im Gebet sehe ich klarer und nehme das Ziel wieder in den Blick. Mit Gottes Hilfe geht es weiter, geduldig, Schritt für Schritt. Das spüre ich jetzt tief in mir. Mit dieser Kraft gehe ich in den Tag und darauf will ich heute vertrauen.

26.04.2017
Pfarrerin Angelika Scholte-Reh