Gisela Friedrichsen

Gisela Friedrichsen
Gerichtsreporterin: „Im Gericht lernt man, wozu der Mensch fähig ist.“
10.05.2015 - 08:00

Seit über 25 Jahren arbeitet Gisela Friedrichsen als Journalistin für den Spiegel und begleitet die großen Prozesse in Deutschland. Dass sie keine ausgebildete Juristin ist, sieht die studierte Literaturwissenschaftlerin nicht als Hindernis, im Gegenteil:  „Die Juristerei ist ja kein Hexenwerk und der Journalist ist eigentlich gehalten, zu fragen, wenn er etwas nicht versteht. Ich finde, es gibt keine dummen Fragen, es gibt nur dumme Antworten. Und ich muss es ja für den Bürger, der kein Jurist ist und der keine Erfahrung hat, wie es bei Gerichten zugeht, übersetzen. Ich muss ihm ja Geschichten erzählen, die er versteht.“ Geschichten, in denen sich auch Abgründe auftun können.

 

Wenn Gisela Friedrichsen auf ihre Erfahrungen zurückblickt, sagt sie: „Im Gericht lernt man, wozu der Mensch fähig ist.“ Um mit diesem Wissen fertig zu werden, hilft es der ehemaligen Klosterschülerin, sich an ihrem christlichen Menschenbild festzuhalten: „Wir haben gelernt, dass der Mensch ein Ebenbild Gottes ist, dass ihm aber auch alles möglich ist – das Gute, genauso wie das Böse. Der Mensch hat die Wahl und man muss aushalten können, dass es Dinge gibt, die man nicht begreift.“

 

„Man muss gar kein überaus gläubiger Mensch sein, um mit sich ins Reine zu kommen, wenn man sich nur an das hält, was das Grundgesetz von uns verlangt“