Volker Kauder, Politiker
„Natürlich muss das Minarett nicht höher sein als der Kölner Dom.“
21.10.2012 08:00

„Dort, wo keine Möglichkeit besteht, seine Glaubensüberzeugung frei zu leben, gibt es auch keine Freiheit. Deswegen ist Religionsfreiheit eigentlich ein existentielles Menschenrecht.“ Volker Kauder setzt sich seit Jahren weltweit gegen die Verfolgung von Christen ein. „Ich kann nicht von heute auf morgen die Verfolgung von Christen beenden, aber man kann ein Hoffnungszeichen setzen. Und man kann natürlich auch Staaten unter Druck bringen. Die allerwenigsten Staaten wollen mit dem Titel ‚Verfolgerstaat‘ bezeichnet werden.“

Dabei ist ihm wichtig, dass Religionsfreiheit für alle Religionen gleichermaßen gilt: „So wie die Muslime hier bei uns ihre Moschee bauen dürfen, erwarte ich, dass die Christen in der Türkei ihre Kirche bauen dürfen.“ Er selbst lebt seinen Glauben weniger als Gemeindemitglied und als Kirchgänger: „Ich versuche, Politik auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes zu machen, das heißt, der Mensch ist zur Freiheit befreit, er muss selbst entscheiden können. Er soll nicht gegängelt werden.“ Das bedeutet für den Politiker auch: „Zur Religionsfreiheit gehört, dass es auch andere Überzeugungen gibt als meine.“ Das gehört für Kauder zum Wesen der Demokratie: „Die Demokratie lebt vom Wettbewerb der besseren Idee und deshalb bin ich immer so enttäuscht, wenn Leute Diskussionen, die wir führen, als Streit bezeichnen. Eine Demokratie, in der nicht mehr über den besseren Weg gestritten wird, ist keine Demokratie.“

Auf die Frage, ob ihn negative Kommentare in den Zeitungen stören, antwortet Kauder: „An meinem 50. Geburtstag, der jetzt 13 Jahre her ist, habe ich mir vorgenommen, mich nicht mehr zu ärgern. Es gelingt zu einem großen Teil, aber ich muss mich deswegen umso häufiger wundern.“

 

„Natürlich muss das Minarett nicht höher sein als der Kölner Dom“

 

Volker Kauder bei

„So gesehen - Talk am Sonntag“ mit Moderatorin Julia Scherf

So gesehen: Talk am Sonntag