Autorin Sabine Kuegler ist im Dschungel von Papua-Neuguinea aufgewachsen. Seit sie 17 Jahre alt ist, lebt sie wieder in Europa, aber der Dschungel hat sie nie ganz losgelassen, leider: „Ich war ja viel unterwegs in Gebieten damals im Urwald, die noch zum Teil unerforscht waren. Und die Vermutung ist, dass ich mir irgendeinen Parasiten eingefangen habe.“ Sie entwickelte ungewöhnliche Symptome wie Brennen in den Knochen, unglaubliche Müdigkeit und Schmerzen: „Keiner konnte was finden, keiner konnte was erklären. Ich war letztlich dann auch im Tropeninstitut, wo man mir gesagt hat, man könne mir nicht mehr helfen.“
Kuegler stand vor einer schwierigen Entscheidung, die sie im Hinblick auf ihre vier Kinder treffen musste: „Entweder ich bleibe hier bei meinen Kindern, die waren noch relativ jung und werde meine letzte Zeit mit meinen Kindern verbringen. Oder ich gehe zurück, dort, wo ich vermutlich die Krankheit auch bekommen habe, und zwar in den Dschungel unter den Stämmen, um herauszufinden, ob es dort ein Heilmittel gibt.“
Sie beschloss, nach einem Heilmittel zu suchen, ohne ihren Kindern zu sagen, wie schlimm es wirklich um sie stand: „Weil ich wusste ja nicht, erstens, ob ich es schaffen würde, zweitens wie lange es dauern würde. (…) Es ist besser, dass sie einfach glauben, ich bin irgendwo für ein Projekt unterwegs.“ Gemeinsam mit Stammes-Häuptling Micky begab sie sich auf eine Suche, die sie von einem Dorf zum nächsten führte: „Wir haben immer gefragt: Kennt ihr die Symptome? Und die haben gesagt: Ja, nee, aber wir haben da vielleicht was. Ich habe alles genommen, alles geschluckt, was man mir gegeben hat. Manchmal hat es auch geholfen für eine Weile. Und dann kamen die Symptome wieder. (…) Ich kam zum Punkt, wo ich einfach die Hoffnung aufgegeben hatte“. Doch nach fast vier Jahren erhielt sie einen Anruf aus Papua-Neuguinea von einer Frau, deren Bruder im Urwald lebt und möglicherweise ein Heilmittel gefunden habe. Gemeinsam begaben Kuegler und Micky sich in ein abgelegenes Gebiet der Berge, das bis heute unerforscht ist. Das angepriesene Heilmittel waren zwei rosa Baumrinden mit rotem Harz. Als Tipp wurde ihr mitgegeben: „Du wirst das Gefühl haben, dass du stirbst, aber du wirst nicht sterben.“ Sie mischte das Harz der Baumrinden und verzehrte es: „Drei Tage lang habe ich nur geschrien, wenn ich wach war vor Schmerz. Und dann, am vierten Tag bin ich aufgewacht, konnte mich kaum bewegen und dann hat man mich so langsam wieder aufgebaut.“ Kuegler überlebt. Weitere Monate vergehen: „In der Zeit fing ich an, mich immer tiefer und tiefer hinein zu verlieren in der Kultur und in der Natur. Ich bin nach Mickys Aussagen immer verwilderter geworden und er musste mich eigentlich fast mit Gewalt wieder rausholen.“ Immerhin warteten in Deutschland ihre Kinder auf ihre inzwischen geheilte Mutter. Wie es sich anfühlt, sie nach vier Jahren endlich wieder in den Arm zu nehmen? „Ein unglaubliches Gefühl, natürlich.“
„Wenn ich nur eine kleine Möglichkeit habe zu leben, dann muss ich dieser Möglichkeit nachgehen. Das war so mein Gedanke. Ich muss alles tun, was möglich ist, um zu überleben, zu leben.“
17. März 2024, 08:40 Uhr in SAT.1