Roswitha Jerusel, Pflegefachkraft und Autorin
"Also eine Lungentransplantation ist keine Mandel OP. Ich wusste um die Risiken."
28.04.2024 08:40

Als Roswitha Jerusel mit damals 48 Jahren erfährt, dass sie unheilbar an Lungenfibrose erkrankt ist, ist ihr eines direkt klar: eine Lungentransplantation kommt für sie nicht in Frage. Als Pflegefachfrau weiß sie, was auf sie zukommen würde. „Also eine Lungentransplantation ist keine Mandel OP. Ich wusste um die Risiken. Ich habe das ja jahrelang auch unterrichtet: Atmung, Atemwegserkrankungen, Transplantation. Und ich habe nur gedacht: Ja, das geht technisch alles, aber macht ihr mal ganz schön eure Hightech-Medizin. Aber ohne mich.“

Jerusel wird schnell schwächer. Etwa drei Jahre nach der Diagnose ist sie schwerstkrank und organisiert sich einen Platz im Hospiz. „Ich fühlte mich mit 52 Jahren sehr, sehr reich beschenkt vom Leben. Ich habe all die Dinge kennenlernen und besitzen dürfen, die man mit keinem Geld der Welt kaufen kann. Und habe so gedacht: Wenn das jetzt der Plan ist von diesem, unserem Architekten da oben im Himmel, der sich unsere wunderschöne Welt ausgedacht hat, dann ist das so.“ Um es ihren Töchtern und Mann leichter zu machen, versucht Roswitha Jerusel, möglichst vorausschauend zu organisieren was möglich ist. „Ich habe meine Beerdigungsfeier aufgeschrieben wie ein Kochrezept, Patientenverfügung. Alles fertig gemacht, einen Haken dran und wir haben immer wieder drüber gesprochen. Aber loslassen wollten sie mich nicht.“

Denn für ihre Familie bleibt ihre Entscheidung gegen eine Transplantation nicht nachvollziehbar. Also lässt sich Jerusel nicht nur auf die Wartelisten zweier Hospize setzen, sondern doch auch auf eine Transplantationsliste.

Und dann kommt er tatsächlich, der Anruf, der alles verändert. Roswitha Jerusel nimmt sich die Zeit für eine Zwiesprache mit Gott, bevor sie eine weitreichende Entscheidung trifft: „Ich schaue kurz meinen Mann an, gebe ihm das Handy und ‚connecte’ mich kurz mit meinem ‚Architekten’. Dies alles geschieht in einem Bruchteil von Sekunden.“

„Also wenn es eins im Leben gibt was wirklich wichtig ist, dann ist es, dass man anderen Menschen möglichst viel Liebe und Barmherzigkeit mitgibt.“

28. April 2024, 08:40 Uhr in SAT.1

 

So gesehen: Talk am Sonntag