Ihr Buch „Ich, Hebamme, Mittäterin: Mein Einsatz gegen Gewalt im Kreißsaal und für eine sichere Geburtshilfe“ hat hohe Wellen geschlagen und Vielen das Thema „Gewalt im Kreißsaal“ erstmals bewusst gemacht.
Eva Placzek hat immer davon geträumt, Hebamme zu werden. Der Einstieg in diesem Beruf war jedoch nicht so, wie sie es erwartet hat: „Ein riesengroßer Zwiespalt zwischen dem, was man lernt und weiß - um dann aber im Kreißsaal zu stehen und zu wissen, das wird so nicht angewendet. Hier werden Praktiken angewendet, die sind überhaupt nicht begründet und seit Jahrzehnten eigentlich in Verruf.“ Placzek war Zeugin und, wie sie selbst sagt, Mittäterin von systematischer, psychischer und körperlicher Gewalt während Geburten: „Ich bin zum Dienst gegangen und ich konnte nicht reingehen, weil ich gesagt habe, wenn ich jetzt noch mal da runter gehe, verliere ich mich. (…) Ich werde Hebamme werden, aber so nicht.“
Denn für viele werdende Mütter wird die Geburt zu einer traumatischen Erfahrung: „Ich habe alles schon erlebt, über Beleidigungen, Erpressungen, bis hin zu, dass man wirklich die Frau auch irgendwo bedroht und sagt: Wenn du das jetzt nicht machst, dann bist du nachher selber schuld, wenn dein Kind stirbt.“
Eva Placzek macht deutlich, dass eine Geburt im Krankenhaus zwar oft mit der größtmöglichen Sicherheit gleichgesetzt wird, sie aber nicht für jede Frau die richtige Entscheidung sein muss: „Eine Frau kriegt nur dort ihr Kind, wo sie sich sicher fühlt. Und bei vielen fällt leider während der Geburt erst auf: Ich fühl mich hier gar nicht so sicher. Ich weiß gar nicht, was passiert. Hier rennen ständig Leute raus und rein. Irgendwie will jeder was anderes. Ich kann mich hier gar nicht fallen lassen.“ Auch können die schlechten Erfahrungen bei der Geburt bleibende Spuren hinterlassen: „In der Wochenbettbetreuung merkt man sehr schnell, wenn da was passiert ist, weil oft sind sie sehr in sich gekehrt. Man merkt es auch oft zwischen Mutter und Kind, da stimmt irgendwas nicht. Stillschwierigkeiten sind ein Riesenthema.“
Placzek setzt sich heute für eine Ethikkommission ein, wie sie in anderen Bereichen üblich ist: „Wir brauchen ein System, das uns auch als Fachkräfte auffängt und schaut: Arbeiten wir eigentlich noch korrekt? Ist das ethisch vertretbar, was wir hier machen? Das ist ein ganz großes Ziel von mir, dass das Pflicht wird für medizinische Institutionen, damit wir uns sicher sein können, dass unsere Fachkräfte, die wir haben, auch bereit sind, mit Menschen zu arbeiten.“
„Unser System ist nicht für Individualität ausgelegt und wir sind uns alle einig: Geburt ist individuell.“
09. Juni 2024, 08:40 Uhr in SAT.1