Wort zum Tage
Heilsame Unterbrechung
17.10.2015 06:23

Ich weiß nicht, wie jeder von uns das Wochenende, den Sonntag vor allem, verbringen wird. Ich weiß aber, dass die Art und Weise, wie wir den Sonntag verleben, darüber entscheidet, in welcher inneren Verfassung wir in die Woche gehen. Eine gute Freundin schrieb mir einmal:

„Am Sonntagnachmittag tat ich etwas, was ich mir schon lange nicht mehr erlaubte, nämlich nichts. Ich knipste das Licht aus, und legte im Dunkeln – wozu ich im Hellen vielleicht seltener komme – an alle Dinge, alles Geschehen den Maßstab der Ewigkeit. Und vieles von dem, was mir wichtig war, mich beschäftigte, erregte, die eigene werte Person mit inbegriffen, das sank zusammen.“

 

Gar nichts zu tun, wirklich einmal alles aus den Händen zu legen, das Licht, das Radio, den Fernseher, das Internet auszuschalten, - jeder von uns weiß, wie schwer das ist. Wohl wünschen wir alle mal Ruhe. Aber in Wirklichkeit ist uns Ruhe tief beunruhigend. Woher kommt das?

Ob das nicht vielleicht damit zusammenhängt, dass wir seit langem schon nichts mehr mit dem Sonntag als Ruhetag anzufangen wissen?!

„Du sollst den Feiertag heiligen“, heißt das dritte Gebot. Denn, so lautet die biblische Begründung, - „in sechs  Tagen hat Gott Himmel und Erde gemacht…und er ruhte am siebten Tage“ (2. Mose 20,11). Damit tritt das Ziel der Schöpfung, die Absicht schöpferischer Arbeit, nämlich die Ruhe, deutlich hervor. Arbeit und Ruhe, Ruhe und Arbeit – das ist der Lebens –Rhythmus, der uns Zeit zum Einatmen gibt.

 

Wirkliche Ruhe, die alles aus den Händen legt – das ist mir unverzichtbare Erfahrung geworden - soll die Arbeit der Wochentage „unterbrechen“:

Unterbrechen also – um innezuhalten, mich zurückzuziehen und zu lösen von den Dingen, mit denen ich täglich zu tun habe.

Unterbrechen – um nicht ge-danken-los in den Tag zu leben, also um der Fähigkeit willen zu gedenken und zu danken, gerade auch für die kleinen und unscheinbaren Dinge des Lebens.

Unterbrechen – um einen neuen Anfang zu machen und so zu leben, wie ich am Ende einmal gelebt haben möchte.

 

Der Ruhetag mit wirklicher Ruhe will heilsame Unterbrechung der Welt sein, in der ich lebe. Er hat die Kraft, um noch einmal auf die Erfahrung meiner Freundin zurückzukommen, alles, was wir an Werktagen tun, ins richtige Licht zu rücken.

Wirkliche Ruhe jedenfalls, wenn wir sie beherzigen, wird uns beflügeln und Kraft und Fröhlichkeit für die neue Woche schenken.