Die Sendung zum Nachlesen:
Das muss wie ein Schlag ins Gesicht sein. Ins Reich Gottes kommen zu wollen – und zu erfah-ren, wie unendlich schwer das ist. Der Evangelist Lukas erzählt folgende Geschichte:
Da kommt einer zu Jesus, der ganz anders ist als die Jünger. Kein armer Fischer so wie Petrus und seine Kollegen, sondern ein Reicher. Einer der alles hat, vor allem viele Güter. Einer, der ein gutes Leben führt und keinen Mangel leidet, keine Not kennt. Und eben diesen Reichen lässt Jesus auflaufen. Jesus sagt ganz klar: Verkaufe deinen Besitz. Verschenke dein ganzes Vermögen! Gib alles auf und folge mir nach! Nur so wirst du ins Himmelreich kommen. Nur so, nicht anders! Der Reiche hält sich zwar schon seit seiner Geburt an alle Gebote, richtet sein Leben nach dem Wort Gottes aus. Aber Jesus sagt ihm, dass all dies nicht reicht. Dass all die-ses Mühen und Leben nach den Geboten nicht genügt, um selig zu werden.
Dem Reichen mangelt es an dem, was die Jünger haben – beziehungsweise was die Jünger machen. Sie folgen Jesus nach. Sie haben ihre Familie verlassen, sie haben alles, was sie be-sessen haben, zurückgelassen – auch wenn das natürlich rein materiell nicht so viel war wie bei dem Reichen. Aber sie haben diesen Schritt konsequent vollzogen, um Jesus nachzufolgen. Mit allem, was dazugehört. Denn ein bisschen Nachfolge gibt es nicht. Entweder ganz oder gar nicht. Und genau an diesem Punkt ist der Reiche arm. Seine Not sind nämlich gerade sei-ne materiellen Besitztümer. Sein Fehler besteht darin, dass er nicht loslassen, sich nicht be-dingungslos auf die Nachfolge einlassen kann. Deswegen macht er genau das Gegenteil von dem, was Jesus sagt: er folgt ihm nicht nach, sondern geht resigniert weg. Einfach so. Wort-los. Sprachlos.
Jesus zeigt an diesem Beispiel, wie schwer es für reiche Menschen ist, in das Himmelreich zu gelangen. Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in den Himmel. Eigentlich also eine gute Nachricht für die Jünger. Sie stammen ja aus armen Verhältnissen. Und folgen Jesus nach so sehr wie niemand anders. Aber dennoch sind sie erschreckt über Jesu Worte. Denn auch sie sind nicht auf der sicheren Seite, wie einige von ihnen gedacht hatten. Auch für sie ist es schwierig, in das Reich Gottes zu kommen. Eben, weil sie Menschen sind. Und weil kein Mensch aus eigener Kraft ins Reich Gottes kommen kann. Egal, was er oder sie macht und leistet. Egal, wie fromm er oder ist lebt. Das gilt damals wie heute.
Ja, aber wer kann denn dann noch selig werden, das ewige Leben ererben, ins Reich Gottes kommen? Die Reichen nicht – sagt Jesus. Und diejenigen, die alle Gebote halten, die nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht töten, Vater und Mutter ehren offenbar auch nicht. Und die Jünger Jesu, die bedingungslos ihrem Meister nachfolgen? Haben auch keine Garantie, selig zu werden.
Es ist und bleibt schwer. Schlechte Karten also auch für mich. Denn auch mir fällt Nachfolge schwer. Ich kann mich nicht bedingungslos von allem trennen, was ich besitze. Von manchen Besitztümern schon eher als von meiner Familie. Aber so komplett von allem? Nein, das krie-ge ich nicht hin. Also habe ich keine Chance ins Himmelreich zu kommen?
Es ist ein Satz Jesu, der mir Hoffnung macht. Er sagt: "Bei den Menschen ist’s unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott." Das heißt doch, dass Gott dar-über entscheidet, wer ins Himmelreich kommt, wer selig wird. Er allein. Damit setzt Jesus die Gebote nicht außer Kraft, sie behalten ihre Gültigkeit und bleiben Richtschnur für mein Leben, für mein Verhalten gegenüber meinen Mitmenschen und Gottes Schöpfung. Aber das Einhalten ist kein Garantieschein für ein seliges Leben bei Gott.
Gott allein entscheidet. Und das finde ich gut, denn wenn ich scheitere an den Geboten, wenn ich scheitere an der bedingungslosen Nachfolge, so weiß ich doch, dass ich mir damit nicht Gottes Reich verbaue. Ich kann darauf hoffen, dass Gott gnädig ist und möglich macht, was mir unmöglich ist. Denn alle Dinge sind möglich bei Gott.
Es gilt das gesprochene Wort.