Ohne Ausrüstung, ohne Ausstattung wer soll so arbeiten?
Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Von Jesus heißt es in der Bibel, dass die Jüngerinnen und Jünger ohne angemessenes Equipment in die Welt schickt; damit sie den Glauben verkünden.
Wer soll so arbeiten? Mir gefällt eine Deutung besonders: Dass die Jüngerinnen und Jünger damit nämlich in eine Situation kommen, immer wieder auf andere Menschen zuzugehen, Kontakte zu knüpfen und das Gespräch zu suchen, im Zweifelsfall auch um Hilfe zu bitten.
Es könnte ein ganz guter Hintergrund sein für den Katholikentag, der an diesem Wochenende hier in Erfurt in Thüringen stattfindet. Von den christlichen Großkirchen könnte man eigentlich sagen, dass die östlichen Städte und ostdeutschen Regionen eigentlich ein eher schwieriges Terrain sind, ein schwieriges Pflaster für ihr Arbeiten, für die Verbreitung des christlichen Glaubens. Aber hier lässt sich eine Menge lernen. Hier lässt sich lernen, wie Kirche auch unterwegs ist, gewissermaßen mit leichtem Gepäck.
Natürlich: Die großen christlichen Kirchen haben insgesamt in Deutschland sehr viel, was sie mit sich schleppen - eine Menge an Finanzen mit der Kirchensteuer, eine Menge an Immobilienbestand und natürlich auch viel Personal. Aber der Blick in die Zukunft, der setzt an all das sicherlich auch ein großes Fragezeichen. Deswegen lohnt sich gerade der Blick in die Zukunft vielleicht im Gespräch hier in Ostdeutschland. Hier in Erfurt gibt es viele Dinge, die auch beeindrucken können. Der große Domberg thront über der Stadt, das Augustinerkloster ist wunderschön, die Stätten der mittelalterlichen Mystik. All das könnte den Eindruck erwecken, das Christentum präge hier die Stadt oder die Gesellschaft.
Aber natürlich ist eher das Gegenteil der Fall. Die Christinnen und Christen stellen hier eine eher sehr kleine gesellschaftliche Gruppe dar. Und Sie wissen, was es bedeutet, immer wieder das Gespräch zu suchen mit den Mitmenschen, mit den Zeitgenossen. Genau darum geht es: Sich, auch wenn die Kirchen kleiner werden, sich eben nicht zurückzuziehen, sich nicht nur mit spirituellen und liturgischen Fragen zu beschäftigen, sondern mit allen aktuellen Gesellschaftsfragen, um darüber mit allen gesellschaftlichen Akteuren nach Möglichkeit ins Gespräch zu kommen. Dass das nicht nur irgendwie eine allgemeine und blumige Rede ist, sondern manchmal auch harte Arbeit bedeutet, das wissen die Kirchen auch aus ihrem eigenen Bereich.
Die kritischen Stimmen immer wieder mit einzubinden und sie nicht an den Rand zu drängen. Auch darin zeigt sich, ob es gelingt, miteinander eine Gesprächskultur zu etablieren und zu pflegen. Das gilt es zu trainieren - miteinander und mit allen Menschen in der Gegenwartsgesellschaft. Auch das lässt sich hier in Erfurt bei diesem Katholikentag, bei dem circa 20.000 Menschen miteinander ein paar Tage verbringen, um miteinander zu feiern, miteinander zu diskutieren, auch miteinander zu beten, beobachten.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag!
Norddeutscher Rundfunk (NDR)
Redaktion: Sabine Pinkenburg
Katholischer Senderbeauftragter für Das Wort zum Sonntag für den NDR
Andreas Herzig, Erzbistum Hamburg
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