Wort zum Sonntag am Heiligen Abend 2022, Das Beste rausgeholt
Und? Wie war er, Ihr Heiligabend? Was haben Sie gemacht? Bescherung? Festessen? Kartoffelsalat? Haben Sie gestritten oder waren Sie allein? War es schön? Vielleicht denken Sie ein bisschen melancholisch: Das war’s schon wieder mit dem Heiligabend. Oder Sie haben den Abend verbracht mit Erinnerungen, mit Ihren Ritualen: bestimmte Lieder hören, den "Kleinen Lord" schauen oder "Die Feuerzangenbowle". Oder was auch immer.
Ja, die Heilige Nacht: Sie soll sein wie immer, damit… damit sie eben gerade ganz anders wird als alle anderen im Jahr. Damit sie zur Heiligen Nacht wird. Wenigstens einmal im Jahr Heilig. Wo doch sonst so vieles Unheiliges passiert ist und passieren wird.
In all dem, was wir an Heiligabend machen, in den ganzen Ritualen und Traditionen - Wie viel von unseren Träumen und Sehnsüchten steckt darin! Dass es doch Frieden in der Welt geben könnte, dass der Hunger aufhört und die Einsamkeit, Wir erzählen Jahr für Jahr an Weihnachten, dass da ein Kind auftaucht, das die ganzen Wunden in der Welt heilen kann, die Erwachsene reißen. Leben kann neu und anders werden! Diesen Kern unserer Sehnsucht trifft Weihnachten.
Am Heiligen Abend wollen viele davon selbst etwas zeigen: Darum laden wir uns ein und denken aneinander. Darum finden wir es so wichtig, mit anderen zusammen zu sein, wo es sonst so viel Gegeneinander gibt. Darum gehen so viele an Weihnachten – ja, immer noch! – in die Kirche und lassen sich anrühren von Stille Nacht. Darum kochen wir lecker und beschenken uns, wo wir uns sonst oft zu kurz gekommen fühlen. All das ist heilig. All das ist Teil der Botschaft vom Heiligen Abend: Leb so, wie Du ahnst, dass es gut und richtig wäre!
In der letzten Woche wollte mein achtjähriger Sohn unbedingt noch mal mit mir in die Stadt gehen. Ein Weihnachtsgeschenk für seinen großen Bruder kaufen. Unnötig zu erwähnen, dass die beiden quasi täglich streiten können wie die Kesselflicker. Aber jetzt war ganz klar: Er will ihn zu Weihnachten überraschen und ihm eine Freude machen. Und diesmal nicht mit einem Kindergeschenk, selbstgemaltes Bild oder so. Nein, dieses Jahr wollte er was Richtiges finden. Also sind wir los und haben lang gesucht. Aber dann hat er ein kleines Kartenspiel gefunden und ist stolz zur Kasse gegangen. Weil sogar noch ein bisschen was übrig blieb, mussten wir noch mal weiter. Und ich musste wegschauen, als er für Mama und Papa auch noch was gefunden hat. Zuhause hat er alles – bloß nicht gucken! – ganz allein eingepackt. Und hat sich gefreut wie ein Schneekönig…
Der Heiligabend spricht das Beste in uns an und holt das Beste aus uns heraus. Denn – das ist die Botschaft seit zweitausend Jahren – Gott steckt an Heiligabend das Beste rein in dieses Leben, sich selbst als Kind in der Krippe. Darum wird diese Nacht heilig.
Ich glaube, dass alle Familientraditionen und Rituale etwas erzählen von diesem Heiligen. Ja, eben sogar mehr: Sie machen etwas wahr davon: vom guten und richtigen Leben.
Übrigens: Es ist nicht verboten, diese Erfahrungen auch in die 364 anderen Tage mitzunehmen.
Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und eine gesegnete Heilige Nacht.
Bayrischer Rundfunk (BR)
Redaktion: Sabine Rauh-Rosenbauer