Siegt am Ende die Liebe über den Hass? Wie es Menschen eigentlich immer hoffen, es aber dann in der Realität mit den ganzen Kriegen und Auseinandersetzungen nie schaffen. Pfarrerin Stefanie Schardien aus Fürth erzählt von der christlichen Hoffnung über das Ende der Welt. Wenn das schier unendliche Morden ein Ende hat und die Tränen abgewischt werden.
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Aber es geht doch gut aus? Am Ende wird doch alles gut, oder? Für mich war das als Kind eine zentrale Frage – bei Filmen oder Büchern. Immer, wenn es mir zu gruselig wurde, wenn ich mit den Figuren gelitten und gebangt habe, musste ich zwischendurch fragen: Mama, am Ende wird alles gut, oder? Und erst wenn ich gehört habe: Doch, ganz bestimmt, es geht gut aus, dann konnte ich die Geschichten weiter anschauen oder -hören.
Am Ende wird doch alles gut, oder? Da sitzen wir in diesen Tagen vor den Fernsehern und Handys und Zeitungen – und können es kaum ertragen. Alle diese grauenvollen Bilder und Nachrichten aus dem Nahen Osten. Wie schrecklich das eskaliert, ein Jahr nach dem furchtbaren Überfall der Hamas auf Israel: mit allen Schlägen, Gegenschlägen, diese nicht endende Tirade von Vergeltung für Vergeltung für Vergeltung… So viele, unzählige (!) Opfer auf beiden Seiten, mit denen wir nur mitleiden und mitbangen können. Mit den Eltern, die ihre Kinder verletzt oder tot auf dem Arm tragen, und mit denen, die noch immer nichts von den Geiseln wissen, von verschleppten Vätern und Freunden. Wie können da manche jubeln und tanzen, wenn hier wie dort Raketen töten? Was für eine Niederlage jeglicher Menschlichkeit. Nein, das ist leider kein Film. Alles echt. Zum Verzweifeln. Wie sollen wir, vor allem die Menschen dort, das aushalten?
Früher habe ich bei den ganz furchtbaren Geschichten eins gemacht: Ich habe mir das Ende schon vorher erzählen lassen. Damit ich meine Angst aushalten konnte. Ich musste schon etwas hören vom guten Ende, bei dem die Liebe siegt und die Gerechtigkeit, das Gute.
Ob das jetzt hilft? Wo so vielen Menschen diese Kriege und Grausamkeiten Angst machen? Ich erzähle Ihnen jetzt das Ende, auf das ich hoffe. Das, was ich glaube für unser Leben und unsere ganze Welt. Blätter ich ans Ende der Bibel, dann steht da: "Gott wird abwischen alle Tränen. Es wird keinen Tod mehr geben, kein Leid, keine Klage und keine Schmerzen; denn was einmal war, ist für immer vorbei." Das ist das große Hoffnungsfinale des Glaubens fürs Leben: Am Ende wird alles gut. Schluss mit allem Elend. Mit allem Hassen und Streiten und Morden. Keine Sorgen mehr. Weil das Gute siegt und die Liebe. Weil das Trösten siegt, das Heilen, alles, was Menschen zusammenbringt. Alles, was Freude schenkt, Hunger stillt, Tränen trocknet, andere zum Lachen bringt. Das ist die große christliche Hoffnung.
Und so superkitschig und unrealistisch das erscheinen mag: Worauf wollten wir denn ernsthaft sonst hoffen? Glauben wir, der Friede käme von Menschen, die zum Tod anderer tanzen?
Wie es am Ende sein soll und eigentlich auch schon sein könnte in dieser Welt – das können wir uns gerade nicht oft genug erzählen. Damit wir nicht an dem Fürchterlichen verzweifeln. Und noch mehr: Damit auch jetzt schon etwas geschieht: Denn Hoffnung ragt schon ins Jetzt. Wenn ich auf etwas hoffe, kann ich ja kaum anders, als schon irgendwie damit anzufangen.
Ich bete für alle Menschen, die in diesen Tagen und Stunden all das Fürchterliche erleben, die sich fürchten und leiden. Und für alle, die ihnen beistehen und schon etwas wahrmachen von der Hoffnung auf das gute Ende.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Nacht.
Westdeutscher Rundfunk (WDR)
Redaktion: Christiane Mausbach