Er hat in knapp 40 Jahren als Polizist so ziemlich alles erlebt. Jens Mollenhauer war bei der Bereitschaftspolizei und hat als verdeckter Ermittler im Hamburger Rotlichtmilieu gearbeitet. Doch was ihn bis heute nicht loslässt, ist sein Engagement im Jugendschutz. Als Teil einer Jugendschutzeinheit hat Mollenhauer in erster Linie versucht, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu zukommen, Opfern wie Tätern: „Wir nehmen uns eben Zeit. Zeit, Wertschätzung, hören zu, gucken, was bewegt die Kinder, was bewegt die Eltern? Sind da Hilfen notwendig? Ganz dicht mit der Zusammenarbeit Jugendamt in dem Fall. Und dann kann man da natürlich eine Menge leisten.“
Dass sich der Erfolg von Prävention nur schwer in Zahlen ausdrücken lassen, ärgert ihn, denn so fallen die Kosten mehr ins Gewicht als ihr Nutzen, von dem er aus langjähriger Berufserfahrung überzeugt ist: „Das heißt, man kann also dann darauf positiv Einfluss nehmen und dadurch Taten verhindern. Das fällt aber nirgendwo in irgendeine Statistik. Also verhinderte Taten werden nicht ausgewertet.“ Aber das Gute ist, dass es seiner Meinung nach möglich ist, auf die jugendlichen Straftäter einzuwirken: „Man muss ihnen bewusst machen, dass sie da was falsch gemacht haben, damit sie solche Dinge nicht wieder tun. Und das kann ich auch mit Kindern, die nicht strafmündig sind. Wenn denn entsprechend Hilfen, Jugendamt, Einrichtungen, Menschen die sich kümmern um diese Kinder, vorhanden sind. Und da krankt es dran. Es fehlt Personal.“
Trotzdem betont Mollenhauer, dass er in weder Sozialarbeiter noch Erzieher ist: „Ich bin nach wie vor Polizist, auch als Jugendschützer, und ich habe eine Strafverfolgungspflicht.“
Von einer Herabsetzung der Strafmündigkeit hält Mollenhauer wenig: „Erzieherische Dinge sind mir wichtig. Und die Strafmündigkeit haben wir ab 14, weil Kinder ja auch das verstehen müssen, was mit ihnen gemacht wird. Und das sagt Wissenschaft eindeutig, dass dann das vom Kopf her tatsächlich erst passiert. Das heißt, vorher müssen wir natürlich trotzdem aktiv werden. Also es müssen Konzepte her, es müssen Einrichtungen her, die sich dann um die Kinder kümmern, sobald sie auffällig werden.“
Sein Engagement für Prävention und das Bundesnetzwerk Zivilcourage will Mollenhauer weiterhin fortsetzen „bis ich tot umfalle“.
Seine Bilanz am Ende seines Berufslebens? „Ich sage mal so, 2 von 6 habe ich vielleicht erreicht, dann waren diese zwei für mich aber so maßgeblich, so wichtig. Damit habe ich vielleicht 200 Opfer verhindert.“
„Zeit, Zärtlichkeit und Zuneigung – das brauchen Kinder und Jugendliche, um erwachsen zu werden. Und das fehlt vielen auffälligen Kids zuhause."
03. März 2024, 08:40 Uhr in SAT.1