Leere Pools

Leere Pools
mit Pfarrerin Anke Prumbaum
23.07.2022 - 23:50

Ich war in diesem Sommer auf einem Campingplatz an der Ostsee. Da musste man tatsächlich noch die Dusche mit Münzen zahlen. War keine so schlechte Übung – wie die Cents runterlaufen, während das Wasser läuft. Ich muss gestehen, ich war schon ein bisschen verkrampft, hab mich immer bemüht, zügig wieder auszumachen und möglichst wenig Wasser zu verbrauchen. Ich hab mir gedacht, sowas bräuchten wir zu Hause auch – so einen Zähler, der uns bewusst macht, was wir da verbrauchen, wenn wir die Dusche nochmal wohlige drei Minuten länger laufen lassen. Wasser zu haben ist nicht mehr selbstverständlich. Wasser ist kostbar.

Wenn ich bei einer Taufe meine Hand ins Taufbecken lege und dreimal Wasser über den Kopf des Täuflings gieße, dann bin ich demütig, demütig wie nie zuvor. Wasser ist Leben. Das weiß ich, das spür ich, und das sagt mir auch mein Glaube. Leben für alles, was lebt. Für Mensch und Tier und Pflanzen. 

Und jetzt pumpen schon die ersten Städte im Ruhrgebiet die Hallenbäder leer und gießen damit die Bäume. Menschen sind aufgerufen, nicht noch extra ihren Rasen zu sprengen. Als meine Tochter nach dem Urlaub fragt, Mama, können wir den Pool  wieder auffüllen?, zögere ich. Ne, eigentlich nicht so gerne. Wir haben ein Wasserproblem.

Ach Mensch. Ich will keine Spielverderberin sein. Es ist heiß, temperatur-technisch war das eine Wahnsinnswoche. Wasser ist super zum Abkühlen. Aber es ist ein Dilemma. Ich kann doch nicht vor allem Anderen die Augen zu machen, sobald es um mein persönliches Wohlbefinden geht.  Es geht nicht anders: Ich muss mir klar machen, wie bedroht das Wasser ist, und wie kostbar, und daraus auch Konsequenzen ziehen.

Lebendiges Wasser, sagt Jesus in der Bibel. Diese Stimme könnten wir gut nochmal brauchen.

Und dann guck ich vom Wassermangel zur Wasserfülle, ich guck zu meinem Urlaub am  Meer, an diesen Sommertagen, ich seh all die Urlaubsbilder, die Weite, die Schönheit , das Blau, die Strände. Und weiß doch auch, dass trotz der scheinbaren Fülle von  lebendigem Wasser nicht die Rede sein kann.

Die Meere, das sind 70 % unserer Erde!, unseres „blauen Planeten“, sind in einem katastrophalen Zustand. Verschmutzt, Plastik bis in den tiefsten Graben, unter Wasser viel zu laut, überfischt und überwärmt.

Lebendiges Wasser? Wasser des Lebens?

Gesunde Meere sind unsere Verbündete gegen die Klimakrise. In dieser Woche wurde beim Petersberger Klimadialog zwar über verplemperte Zeit geklagt, aber zugleich auch wenig Konkretes beschlossen. Wie absurd.

Wir können nicht ohne lebendiges Wasser sein. Das wissen wir doch. Und das nicht erst, wenn wir beim Schwimmen im Meer eine gammelige Plastiktüte am Fuß hängen haben. 

Wir alle sind am Zug. Wir haben das ausgewogene Spiel des ökologischen Gleichgewichts, dieser wunderbaren Schöpfung, gestört. Und jetzt? 

Manche nennen das apokalyptisch. Rekordtemperaturen, Waldbrände, Blaualgen, verendende Fische. Apokalyptisch. Das ist auch so ein biblisches Wort. Wobei die

Apokalypse in der Bibel etwas anderes meint. Nämlich ein von Gott herbeigeführtes Ende, damit es danach eine neue, heile Welt gibt. Das, was wir gerade erleben, ist nicht Gottes Tun, sondern unser eigenes. Höchstens die Hoffnung auf eine andere Welt und einen neuen Umgang könnte ich aus diesem Bild der Apokalypse mitnehmen. Dazu müssten wir aber umdenken. Und vor allem Dinge anders machen. Und das am besten schon heute.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.