"Laudato Si": "Gelobt seist du" – Unter diesem Titel veröffentlichte vor zehn Jahren Papst Franziskus seine bahnbrechende Enzyklika gegen hemmungslosen Kapitalismus und Wegwerfkultur. Er mahnt uns, unsere Erde als gemeinsames Zuhause zu lieben und zu bewahren. Für die Berliner Theologin Magdalena Kiess bleibt die päpstliche Botschaft hochaktuell, in ihrem Wort zum Sonntag macht sie sichtbar: Wir schützen, was wir lieben – in Verantwortung vor Gott, Mensch und Natur.
Wir schützen, was wir lieben
Samstags nach den Tagesthemen im Ersten
22.03.2025 22:35

"Laudato Si": "Gelobt seist du" – Unter diesem Titel veröffentlichte vor zehn Jahren Papst Franziskus seine bahnbrechende Enzyklika gegen hemmungslosen Kapitalismus und Wegwerfkultur. Er mahnt uns, unsere Erde als gemeinsames Zuhause zu lieben und zu bewahren. Für die Berliner Theologin Magdalena Kiess bleibt die päpstliche Botschaft hochaktuell, in ihrem Wort zum Sonntag macht sie sichtbar: Wir schützen, was wir lieben – in Verantwortung vor Gott, Mensch und Natur.
 

Sendetext lesen:

Guten Abend,

Was haben ein Schlagersänger und der Papst gemeinsam?

Das ist nicht der Beginn eines schlechten Witzes. Der Schlagersänger Mickie Krause und Papst Franziskus haben tatsächlich was gemeinsam: Je eine ihrer Veröffentlichungen trägt denselben Titel – Laudato si.

Mickie Krause covert auf den Bühnen am Ballermann schon Mal den Kirchenlied-Klassiker "Laudato Si" aus den 70ern. Wo im Originaltext Gott für seine wunderbare SCHÖPFUNG gepriesen wird, lautet bei Krause die Strophe: "Sei gepriesen für Urlaub und Safari."

Der Refrain bleibt klassisch: Laudato si, o mio Signore. Sei gepriesen, o mein Herr.

Und der Papst? Der hat vor 10 Jahren auch den Titel "Laudato Si" veröffentlicht. Keinen Party Hit, dafür DIE päpstliche Schrift zu Umwelt- und Sozialthemen. Für mich eins der wichtigsten Vermächtnisse des Papstes aus Argentinien, der jetzt so krank darniederliegt. Ich hoffe weiter auf gute Besserung für ihn!

In Laudato Si schreibt er - hochaktuell - gegen einen hemmungslosen Lebensstil weniger reicher auf Kosten vieler armer Menschen. Gegen unreflektiertes Wachstums- und Beschleunigungsstreben. Gegen die Wegwerfkultur und die unglaubliche Vermüllung von Land und Meer.

"Boah", denken Sie jetzt vielleicht, "jetzt kommt die Kirche an, mit erhobenem Zeigefinger, und erzählt uns, was wir alles nicht mehr dürfen…" Nein, das tut Franziskus nicht.

Er erinnert uns eher. Und das beeindruckt und berührt mich. Er erinnert uns daran, dass wir alle im Grunde selbst Erde sind. Jeder Atemzug, jeder Schluck Wasser: ein Geschenk. Er erinnert uns, dass jede und jeder wichtig ist und das Recht auf eine blühende Umwelt hat - so wie jetzt in diesen ersten Frühlingstagen. Und dass deshalb jede unserer Handlungen zählt. Er malt sich aus, wie es wäre, wenn wir die Erde als Mutter und gemeinsames Zuhause unserer großen Menschenfamilie LIEBEN würden. Würden wir sie dann nicht mit aller Kraft schützen? Er glaubt: Wir schützen, was wir lieben. Das glaube ich auch.

Wer oder was ist das bei Ihnen? Ihre Familie oder Freunde? Vielleicht Kinder - oder Tiere - oder eben die Natur. Es lohnt sich, für sie Verantwortung zu übernehmen. "Ja schön", könnte man sagen, "aber man muss auch nicht päpstlicher sein als der Papst. Man kann ja wohl machen, was man will. Und: Ein bisschen Spaß muss sein!" Und zack - schon sind wir im klassischen Spannungsfeld von Freiheit und Verantwortung.

Der Papst schreibt dazu: "Man kann vom Menschen keinen respektvollen Einsatz gegenüber der Welt verlangen, wenn man nicht zugleich" seinen freien Willen respektiert (S. 87). Ja, wir sind frei in unseren Entscheidungen. Und ja, Freude und Spaß müssen sein. Preisen wir Gott gerne für Urlaub und Safari!

ZUGLEICH müssen wir die Folgen unserer Handlungen mitbedenken. Auch, wenn verantwortlich sein nicht immer am meisten Spaß macht und manchmal Veränderungen bedeutet.

Also: Was haben ein Schlagersänger und der Papst gemeinsam? Beide erinnern uns daran, dass die Schöpfung wunderbar und nicht selbstverständlich ist – ob mit einem Augenzwinkern oder mit prophetischem Ernst. Und dass wir bewahren können, was uns wichtig ist. Als freie Entscheidung in Verantwortung vor Gott, den Menschen und unserer Umwelt.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Nacht.

Kontakt zur Sendung

Johannes Rogge
Senderbeauftragter für Das Wort zum Sonntag für den rbb

Erzbischöfliches Ordinariat Berlin
Niederwallstraße 8-9
10117 Berlin

Telefon: 030 32684 116
E-Mail:  johannes.rogge@erzbistumberlin.de

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