Elke Schilling, Silbernetz

Elke Schilling, Silbernetz
„Für manche unserer Anrufer sind wir Familienersatz, sie haben sonst wirklich niemanden.”
26.05.2024 - 08:40

Immer mehr Menschen sind einsam. Besonders für Ältere ist es schwer, sich aus der Einsamkeit zu befreien. Für sie hat Elke Schilling, damals selbst schon 70 Jahre alt, „Silbernetz gegründet, eine Telefonhotline, „die man täglich von 8:00 bis 22:00 Uhr anrufen kann, um einfach mal jemanden zum Reden zu haben. Nur 20 Minuten, mehr können wir leider nicht, weil es so viele sind, die uns zum Reden brauchen.“ Was die Anrufer neben der Einsamkeit eint, ist das fortgeschrittene Alter, ansonsten haben sie nur wenig gemeinsam: „Unsere Zielgruppe ist 60 plus. Also, meine älteste Anruferin war 109. Das ist eine unglaubliche Vielfalt von Menschen, Geschichten, Erfahrungen, Lebensgeschichten, Bildungshintergründen, ethnischen Hintergründen.“

Entsprechend vielfältig sind auch die Sorgen, die die Anrufer beschäftigen: „Wir haben häufig natürlich das Thema Krankheit, Ängste, Armut. Aber wir haben auch diese aktuellen Themen, die der Tag mit sich bringt. Vor zwei Jahren waren es der Beginn des Krieges in der Ukraine, wo sich besonders alte Menschen, früher als 1930 geboren, an ihre alten Traumata erinnerten, über die sie mit den Kindern nicht reden können, weil sie haben zig Jahre darüber geschwiegen. Und jetzt sind es die wirtschaftlichen Notlagen, die sich durch Energiekostenabrechnung gerade ergeben, die durch Mieterhöhungen kommen. Also all diese Inflationsgeschichten, die insbesondere alten Menschen mit kleinem Einkommen richtig Probleme bereiten.“

Was kann „Silbernetz“ für die Anrufer tun? „Wir sagen: Ich kann Ihnen eigentlich auch nicht helfen. Das Einzige, was ich kann, ist zuhören. Und dann kriege ich oft zu hören: Aber genau das brauche ich ja gerade, dass mir jemand zuhört, dass ich diesen Druck loswerde.“ Und das ist es, was Elke Schilling uns allen mit auf den Weg geben möchte: mehr zuhören und hinschauen, ob vielleicht jemand Unterstützung benötigt. Ihr Tipp, wenn man zum Beispiel einem Nachbarn seine Hilfe anbieten möchte, ohne aufdringlich zu sein: „Eine Rufnummer in den Briefkasten schmeißen, mit dem Angebot: Ich bin da, wenn Sie was brauchen können.“

„Für manche unserer Anrufer sind wir Familienersatz, sie haben sonst wirklich niemanden.”

26. Mai 2024, 08:40 Uhr in SAT.1