Tankred Stöbe ist Internist und Intensivmediziner und engagiert sich seit 17 Jahren für „Ärzte ohne Grenzen“. Das bedeutet, dass er immer dort als Arzt im Einsatz ist, wo die medizinische Versorgung nicht mehr vorhanden ist, etwa weil eine Naturkatastrophe über die Region hereingebrochen ist oder Krieg herrscht.
Gerade ist er aus Venezuela zurückgekehrt. „Die Ärzte und Pflegenden haben das Land verlassen, es gibt keine Medikamente mehr. Eigentlich ist Gesundheitsversorgung kostenfrei in Venezuela, aber de facto gibt es nichts mehr, das heißt, wer erkrankt als Patient, muss eigentlich alles mitbringen. OP-Material, OP-Besteck, Medikamente, Frischwasser, er muss alles mit sich bringen, und damit wird eine Krankenbehandlung so teuer, dass die meisten Menschen sie sich einfach nicht mehr leisten können.“
Humanitäre Hilfe unter solchen Umständen leisten zu können, erlebt Stöbe als sehr erfüllend: „Es ist wahnsinnig frustrierend, weil es immer irgendwo ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, aber die Dankbarkeit der Menschen, die ist gleichzeitig so wunderschön, dass es für vieles entlohnt.“
Seit 2015 erleben es die Helfer von „Ärzte ohne Grenzen“ immer häufiger, dass auch Krankenhäuser als strategisches Kriegsziel gelten und bombardiert werden. Trotz dieser erhöhten Gefahr ist für Stöbe klar, sich auch weiterhin zu engagieren.
„Ich muss mich an keinem Abend fragen: Warum bin ich heute aufgestanden? Was war dieser Tag? Das hat eine so derartig hohe Evidenz an direktem Feedback. Das war medizinisch wichtig, das war menschlich wichtig, das war in diesem Kontext wichtig.“
Tankred Stöbe bei
„So gesehen - Talk am Sonntag“ mit Moderator Julian Sengelmann
06. Oktober 2019, 07:50 Uhr in SAT.1
Ökumenisches Forum in der Hamburger HafenCity