„Die evangelische Kirche steht für den gerechten Frieden. Gerechter Friede heißt auch: Gewährleistung von Freiheiten und Menschenrechten.“
In der Bibel heißt es „Du sollst nicht töten“, aber was, wenn man dadurch ein Blutbad verhindern könnte? Wie schuldig macht man sich durch Unterlassung? Fragen, mit denen sich Militärseelsorger auseinandersetzen müssen.
Militärbischof Dr. Bernhard Felmberg ist zuständig für etwa 120 Militärseelsorger und diese wiederum für rund 55.000 evangelische Soldatinnen und Soldaten. „Soldatinnen und Soldaten, auch die keiner Kirche angehören, schätzen die Seelsorge vor allen Dingen durch ihre Erfahrungen in den Auslandseinsätzen. Da haben sie begriffen, dass Seelsorge in besonderen Situationen ihnen hilft, dass sie auch einen Ort finden in einer Kapelle, in einem Andachtsraum, wo sie zu sich kommen können, wo sie Dinge erzählen können.“
Besonders wichtig ist Felmberg, dass Militärseelsorger keinen militärischen Rang bekleiden: „Du lebst dieses Leben mit, bist trotzdem nicht Teil der Truppe, bist jemand, der von außen kommt und eine andere Sprache spricht. Die evangelische Militärseelsorge ist nicht Teil der Hierarchie. Das heißt, wir haben keinen Dienstgrad, aber direktes Vorspracherecht. Das heißt, wenn dem Pfarrer was auffällt, kann er immer kurz zum Kommandeur gehen und sagen: Das und das liegt hier im Argen.“
Einen Widerspruch zwischen Militärseelsorge und darin, dass Kirchen für Frieden stehen, sieht Felmberg nicht. „Ich begleite die Soldatinnen und Soldaten in ihrem Arbeitsfeld. Ich bin da, um ihnen die Möglichkeit zu geben, bei Problemen mit der Kirche ins Gespräch zu kommen, auch über ihre Gewissensfragen. Damit akzeptiere ich die Rahmenbedingungen, die existieren: dass eine Parlamentsarmee existiert und dass diese Parlamentsarmee für den Frieden steht. Nicht für Angriffskriege, sondern zur Verteidigung von Demokratie und Freiheit.“
Militärbischof Dr. Bernhard Felmberg bei
„So gesehen - Talk am Sonntag“ mit Moderator Julian Sengelmann
20. März 2022, 08:55 Uhr in SAT.1