25 Jahre Kampf um den Bruder

25 Jahre Kampf um den Bruder
Was Drogensucht mit den Angehörigen macht
15.05.2022 - 08:55

„Immer wenn ich die Meldung hörte: in Berlin ist ein Obdachloser angezündet worden, erfroren oder erschlagen worden, war ich natürlich in Alarmstimmung, weil du nie weißt: Ist das nicht der eigene Bruder?“

Es war ein kurzer Anruf ihrer Mutter, der für Kerstin Herrnkind ihr ganzes Leben verändert: „Meine Mutter rief mich eines Tages an und sie sagte drei Worte: ‚Uwe nimmt Drogen‘ und ich habe geantwortet: ‚Mama, du spinnst!‘“ Doch es stimmt, ihr Bruder Uwe nimmt Heroin und wird 25 Jahre lang der Sucht verfallen, bis er im Jahr 2020 an einer Überdosis stirbt.

 

Um zu verstehen, wie es soweit kommen konnte, schreibt Kerstin Herrnkind die Geschichte ihres Bruders auf und macht sich auf die Suche nach den Ursachen seiner Drogensucht. Uwe trinkt in seiner Jugend schon Alkohol, später beginnt er auch zu kiffen. „Als der Kick nicht mehr reichte, hat er dann irgendwann im Sommer ‘95 mit zwei Freunden aus Neugier Heroin geschnupft und davon ist er nie wieder losgekommen.“

Immer wieder versuchen Herrnkind und ihre Mutter, Uwe zu helfen. Sie nehmen ihn bei sich auf und ermutigen ihn, sich um einen Therapieplatz zu bemühen. Doch als es dann tatsächlich mit der Therapie klappt, ist der Erfolg nur von kurzer Dauer: Uwe wird rückfällig und landet auf der Straße. Kerstin Herrnkind versucht, den Kontakt zu ihrem Bruder zu halten, trotz aller Schwierigkeiten. „Wenn man die Sucht personifizieren würde, ist das jemand, der sich zwischen dich und deinen Angehörigen stellt und du musst versuchen, einen Weg da durch zu finden. Und ich bin sehr froh, dass ich das mit Uwe gefunden habe.“

 

 

„So gesehen - Talk am Sonntag“ mit Moderator Julian Sengelmann 15. Mai 2022, 08:40 Uhr in SAT.1