Die ökumenische "Schöpfungszeit" bietet jedes Jahr im Spätsommer Gelegenheiten, die Erde als Gottes Schöpfung wahrzunehmen. In einem Garten geht das besonders gut. Ein Beitrag der evangelischen Kirche.
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Die Zeit vom 1. September bis zum 4. Oktober wird im christlichen Kontext seit knapp zwei Jahrzehnten als "Schöpfungszeit" verstanden und gestaltet. Der entscheidende Impuls dazu ging 2007 von der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung in der rumänischen Stadt Sibiu aus.
Der Zeitraum ist durch kräftige Marker bestimmt: Der 1. September ist in den orthodoxen Kirchen traditionell der Tag der Schöpfung. Der 4. Oktober ist in der römisch-katholischen Kirche der Gedenktag des Franz von Assisi, der Heilige, dem die Schöpfung besonders am Herzen lag. Zudem ist der erste Oktobersonntag für das Erntedankfest reserviert; und seit 2010 feiert die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) am ersten Freitag im September ihren Ökumenischen Tag der Schöpfung.
Einsicht ist vorhanden
In diesen herausgehobenen fünf Wochen kann ich mir also in besonderer Weise die Zusammenhänge alles Lebendigen bewusst machen. Ich entdecke in der Natur Gottes kreative Kraft und staune über die Vielfalt und Schönheit seiner Werke. Dabei hat mein Staunen zunehmend zu kämpfen mit dem Erschrecken über die Krisen, mit denen wir Menschen unsere Mitwelt und unsere Mitgeschöpfe überziehen.
Im Grunde wissen wir, dass wir so nicht weitermachen können, wenn es weitergehen soll mit dem Leben auf der Erde. Aber wir ändern unser Verhalten nicht. Oder viel zu wenig. Trotz aller Informationen und Appelle.
Erzählen hilft
Christinnen und Christen in den Kirchen können noch auf weitere Weisen kommunizieren. Wir können beten, können innere Bilder wachrufen und Geschichten erzählen. Die Schöpfungserzählung aus der Bibel zum Beispiel, wie Gott einen Garten in Eden pflanzt und den Menschen hineinsetzt, auf dass er ihn bebaut und bewahrt.
Gott höchstselbst geht in seinem Garten spazieren, "als der Tag kühl geworden ist" (1. Mose 3,8). Was für eine wunderbare Vorstellung. Gott geht spazieren. Ich male mir aus, wie Gott öfter stehen bleibt, hierhin schaut und dorthin und dabei mehrmals sagt: "Wie schön! Siehe, es ist sehr gut."
Wenn ich mich Gott anschließen möchte, kann ich mit Worten aus dem 139. Psalm beten: "Gott, wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele." (Vers 14)
Verantwortung kann Spaß machen
Es gibt nicht nur biblische gute Geschichten, sondern auch solche, die heute spielen. Wie diese von einem jungen Mann namens Matondo Matongo.
Er kommt aus Sambia und ist über die evangelischen Hilfswerke "Brot für die Welt" und die Gossner Mission für 18 Monate Freiwilligendienst in Berlin. An seinem Einsatzort, dem Familienzentrum "Hand in Hand" in Weißensee, kümmert er sich liebevoll um ein Gartenprojekt.
Kinder lernen in diesem Garten, wie das geht und wie es ist, zu pflanzen, zu wässern und ein Stück Verantwortung zu übernehmen fürs Wachsen und Gedeihen. Große Themen wie gesunde Ernährung, Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Liebe zur Natur werden hier ganz praktisch.
"Dieser Einsatzplatz ist genau das Richtige für mich", strahlt Matondo. "Zu Hause in Sambia habe ich mich mit Hingabe um den Garten des Jugendzentrums im Gwembe-Tal gekümmert und die Mädchen und Jungen bei ihrer Arbeit dort unterstützt." (1) Seine Erfahrungen von dort kann er zurzeit in Berlin einsetzen.
Arbeitsteilung im Paradies
Leute, die einen Garten haben, sagen oft: "Das ist mein Paradies. Macht aber auch viel Arbeit." Zwischen Mirabellenbäumen und Rosensträuchern, Dahlien und Tomaten leuchtet das unmittelbar ein, beides.
Ich kann mir vorstellen, Gott sagt genau dasselbe in seinem Garten, von der Welt, die er geschaffen hat. "Das ist mein Paradies. Macht aber auch viel Arbeit."
Die Kinder und Matondo erleben in dem Berliner Garten ebenfalls beides. Das Paradies und die Arbeit. Sie bebauen die Erde. Und sie bewahren sie. Ja, unbedingt beides. Das könnte funktionieren.
Literatur der Sendung:
1. @gossner_mission und @matongo_matondo, Posts vom 7. und 11. August 2025 (Jutta Klimmt)
2. Schöpfungszeit, 1. September bis 4. Oktober 2025, Kalender, Constanze H. Latussek / Eine Erde. Das ökumenische Netzwerk, edition chrismon in der Evangelischen Verlagsanstalt, Leipzig