Wer über sich selbst lacht, lacht am besten!
Pfarrer Stefan Claaß
05.03.2011 21:10

So ein Spiegel funktioniert in zwei Richtungen. Bei uns in Mainz benutzen ihn die Narren, um ihn allen vorzuhalten, die sonst als furchtbar ernst und wichtig gelten.

An Fastnacht kommt niemand an diesem Narrenspiegel vorbei. Schon gar nicht die Obrigkeit. Minister und Präsidentinnen, Oberbürgermeister und Kandidatinnen bekommen den Spiegel vorgehalten, werden durch den Kakao gezogen und bekommen ihr Fett weg.

Wer dann bei der Fernsehsitzung als Narrenopfer groß ins Bild kommt, soll auch noch herzlich lachen – hahaha – das gelingt nicht immer ganz überzeugend. Dabei ist das eigentlich die höchste Narrenkunst: über sich selbst lachen zu können.

Machen wir einen Selbstversuch. Mein Lieblingswitz über Pfarrer geht so: Der Pfarrer verabschiedet nach dem Gottesdienst seine Gemeinde. Eine ältere Dame reicht ihm die Hand und sagt: "Jetzt kann ich wieder laufen!" Der Pfarrer stutzt, dann ist er total überwältigt. "Ein Wunder in meinem Gottesdienst! Darauf habe ich seit Jahren gewartet!" freut er sich. "Das ist doch kein Wunder", entgegnet die alte Dame, "so lange wie Sie gepredigt haben – jetzt ist der Bus weg und ich kann wieder laufen!"

Ich finde es sehr entlastend, wenn ich über mich selbst lachen kann, wenn ich mich einmal überschätzt habe. Mir passiert das hin und wieder im Konfirmandenunterricht. Ich möchte den Jugendlichen nahe bringen, was ich an Gott liebe und bei ihm gefunden habe: ein freier und begabter Mensch zu sein. Ich kann den Jugendlichen davon erzählen, aber entdecken und erfahren müssen sie es für sich selbst: an Gott und an sich selbst glauben zu können. Ich freue mich natürlich, wenn das gelingt. Aber wenn ich zu sehr auf die Tube drücke und überschätze, was ich den Jugendlichen nahebringen kann, dann muss ich von meinen Höhenflügen auch wieder landen. Vielleicht dauert es ein Weilchen, aber wenn ich über mich selbst wieder lachen kann, habe ich es geschafft. Dann bin ich wieder gelandet und bei dem angekommen, der ich bin. Ist schon ganz gut so.

Über sich selbst lachen zu können ist eine hohe Kunst. Sie trennt die Spreu vom Weizen, meine Einbildungen von dem, was ich wirklich bin und kann. Solches Lachen befreit auch manchmal von dem, was mir misslungen ist, was ich vergeigt habe oder wo ich mich überschätzt habe. Wer weise werden will, muss manchmal ein Narr sein. Aber wer denkt, er sei immer nur ein Narr, der schaue in die Schöpfungsgeschichte der Bibel. Da steht: "Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut." Da hat er wohl mich gemeint. Und vor allem Sie!

Ich wünsche Ihnen einen vergnügten Sonntag: Helau!
 

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