Klatsch und Tratsch
von Vikarin Britta Kirchner
09.07.2024 06:20
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"Klatsch und Tratsch ist gesund", lese ich in der Zeitung. Bei Milchkaffee und Marmorkuchen mit jemandem zusammensitzen und fragen: "Hast du das schon gehört? Ja, die haben sich getrennt! Nach nur vier Jahren Ehe…! Dabei konnte es bei ihrer Hochzeit nicht genug Pomp und Kitsch sein!" Beide lachen und es macht irgendwie Spaß. Deswegen, so lese ich, sei Klatsch und Tratsch gesund. Oder auch mal über jemanden zu lästern: Es stärke das Gemeinschaftsgefühl und verbinde. Und mit guten Sozialkontakten lebe man länger!

Die "Klatsch-Theorie" geht sogar davon aus, dass es gerade das Besondere an der menschlichen Kommunikation ist, dass wir über Dritte reden können. Denn nur so funktioniere Kooperation in einer Gruppe. Wenn ich weiß, wer was mit wem gemacht hat. So warnen wir uns voreinander. Mit wem kann man sich umgeben. Bei wem muss man sich in Acht nehmen. Klatsch und Tratsch: gesund und lebenswichtig für eine Gesellschaft!

Nach all diesen Informationen könnte man sagen: Lästern? Gerne! Tratsch-Magazine? Tun der Gesundheit gut! Aber so kann ich das nicht stehen lassen. Denn das fühlt sich schrecklich falsch an. Wenn ich durch die Sozialen Medien scrolle, wird mir oft schlecht. Bei den gehässigen Kommentaren über die neueste Trennung von zwei Stars. Wenn ich daran denke, was Mobbing anrichten kann. In der Schule. Am Arbeitsplatz. Warum nehmen sich Menschen heraus, so herablassend über andere zu reden?

Die Bibel erteilt Klatsch- und Lästermäulern eine klare Absage. Die Prophetin Mirjam lästert über Mose, ihren Bruder. Mose, bekannt als das israelitische Kind, das in einem Weidenkorb ausgesetzt von der Tochter des Pharaos gefunden wurde. Später führt er die Israeliten aus Ägypten heraus. Dieser Mose wählt sich eine ausländische Frau zur Ehefrau. Das gefällt nicht allen. Anscheinend besonders seiner Schwester Mirjam nicht. Sie setzt sich mit Aaron, ihrem gemeinsamen älteren Bruder, zum Kaffeeklatsch zusammen und sagt: "Wer eine Fremde heiratet, der sollte nicht der Bote Gottes sein." Und Gottes Reaktion: Mirjam bekommt Aussatz, eine Hautkrankheit. Und das heißt: Sie wird sieben Tage aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Als Strafe.

Hier wird nicht die Person ausgesondert, über die gelästert wird. Nicht das Opfer des Klatsches wird zum Außenseiter, so wie es bei Mobbing oft der Fall ist. Sondern die Person, die schlecht geredet hat. Sie trägt die Konsequenzen. Beim nächsten Mal, wenn mich die Klatsch- und Tratsch-Lust überkommt, werde ich nochmal genau nachdenken: Hilft diese Information gerade irgendwem? Ist es den vermeintlichen Spaß auf Kosten anderer wert? Wen verletze ich damit? Ich kann bei Milchkaffee und Marmorkuchen auch über schöne Dinge reden, die mich mit anderen verbinden.

Es gilt das gesprochene Wort.