Ein Lob auf das Loben

Wort zum Tage
Ein Lob auf das Loben
08.12.2016 - 06:23
02.12.2016
Pfarrerin Kathrin Oxen

„Da kannste nich meckern“. Hier in Sachsen-Anhalt, im „Land der Frühaufsteher“, ist dieser Satz schon sowas wie das höchste Lob. In Berlin soll es nicht anders sein, habe ich mir sagen lassen. Und auch aus anderen Regionen Deutschlands kenne ich diese etwas merkwürdige Art, sein Wohlwollen auszudrücken. Vielleicht ist es auch etwas typisch Deutsches? Die Autorin, die heute im Kalender „Der Andere Advent“ schreibt, hat in den USA ganz andere Erfahrungen gemacht. Dort sind die Menschen stets voll des Lobes, sogar für ziemlich alltägliche Dinge.

Wir haben hier in Wittenberg sehr viele amerikanische Gäste. Die finden tatsächlich alles „wonderful“ und sind „so touched“, also „so bewegt“, hier zu sein. Die Wittenbergerinnen und Wittenberger schleichen dagegen oft ziemlich unfröhlich in ihrer schönen renovierten Innenstadt an ihren immerhin vier UNESCO-Welterbestätten vorbei. Nun kann einem das frühe Aufstehen tatsächlich dauerhaft schlechte Laune machen – das kann ich bestätigen. Aber man kann sich das Leben auch wirklich selber schwer machen.

Man kann zum Beispiel ausführlich über die vielen Baustellen hier in Wittenberg meckern. Wir bekommen gerade einen neuen Bahnhof, Straßen werden geteert und Parkplätze gebaut. Ich fahre auch nicht gerne Umleitungen, aber so schön wie jetzt war unsere Stadt noch nie. Und das wird auch nach 2017 so bleiben. Die Meckerer sagen dann aber sofort: Mal sehen, wer dann nach dem großen Auflauf überhaupt noch kommt, usw. usw.

Aber der Bahnhof, das neue Stadthaus und die vielen schönen Parkplätze, die bleiben uns doch und wir könnten uns an all dem auch einfach mal freuen. Und das Reformationsjubiläum fröhlich feiern, ohne gleich ans nächste Jahr zu denken und an das, was dann danach kommt oder nicht kommt.

Sachsen-Anhalt nennt sich jetzt übrigens nicht mehr „Land der Frühaufsteher“, sondern „Ursprungsland der Reformation“. Und wenn wir schon beim Ursprung sind: Martin Luther hat einmal gesagt: Der Glaube „macht fröhlich, trotzig und voller Lust gegen Gott und alle Kreaturen. Daher wird der Mensch willig jedermann Gutes zu tun, Gott zu Liebe und zu Lob, der einem solche Gnade erzeigt hat.“

Fröhlich und voller Lust, Gutes zu tun, so will Gott uns haben. Das ist eine Lebenshaltung. Das fängt mit dem an, was wir sagen und wie wir es sagen. Und wenn es nichts zu meckern gibt – dann kann man das doch auch einfach mal sein lassen.

02.12.2016
Pfarrerin Kathrin Oxen