Gott ist in den Rosen

Wort zum Tage
Gott ist in den Rosen
30.01.2018 - 06:20
10.01.2018
Pfarrerin Sandra Zeidler
Sendung zum Nachhören
Sendung zum Nachlesen

„God is in the roses” – Gott ist in den Rosen. So heißt ein Lied von Rosanne Cash, einer Tochter des Countrysängers Johnny Cash. God is in the roses, the petals and the thornes. Gott ist in den Rosen, in den Blütenblättern und in den Dornen. Gott ist da, wo es unsagbar schmerzt , und Gott ist da, wo es unfassbar schön ist.

 

Der langjährige Freund ist sauer, und schwer enttäuscht, weil der andere sich nicht meldet, nicht nachfragt, wie es ihm denn geht. So scheinbar gar nichts wissen will. Und als sie sich dann treffen und es ungemütlich wird, weil er beleidigt und getroffen ist und das auch zeigt, treten dem andern die Tränen in die Augen. Ja, ich hab es versäumt, ich war mit mir beschäftigt. Da spürt der andere auf einmal in seiner Brust einen Strom von Liebe, von Zuneigung, ein Fundament von Freundschaft, das so leicht nicht erschüttert wird. Und er wird ganz weich und drückt den alten Freund. Alles gut. Gott ist in den Blütenblättern.

 

Und Gott ist in den Dornen. Wolfgang hat seit sieben Jahren Depressionen. Erst hat er gedacht: Naja, ich bin halt erschöpft. Ich brauch mehr Ruhe. Aber das Gegenteil ist passiert. Er ist gar nicht mehr aus dem Bett gekommen. Antriebslos, niedergeschlagen, kein Interesse mehr, an gar nichts. So ist das bei Wolfgang und das sind die klassischen Symptome, an der man die Depression erkennt. Mittlerweile kann er nicht mehr zur Arbeit, weil ihn alles überfordert. Er kann kein Buch mehr lesen, sich nicht konzentrieren, trifft kaum mehr Freunde, weil er ihre Unbeschwertheit nicht mehr teilt. Er war schon auf der geschlossen Station, er hat die Menschen dort gesehen, denen der seelische Schmerz mit Tabletten genommen wird. Dann war er in der Tagesklinik, er will sich nicht aufgeben, geht täglich joggen, spielt mit dem Hund. Nichts hilft wirklich. Mir hat er das so versucht zu erklären: In mir drin, da ist ein großes schwarzes Tor. Ich kann es nicht öffnen, ich komme nicht dahinter. Es bleibt zu. In der letzten Zeit hat Wolfgang wieder öfter an Gott gedacht. Manchmal spricht er mit ihm. Erzählt ihm was von seinem Leben. Wolfgang glaubt, dass Gott da ist. Wie und wo, dass weiß er nicht. Aber Gott hat ihn nicht verlassen. Und er ihn auch nicht.

 

God is in the roses. Rosanne Cash singt von der Gleichzeitigkeit. Ihr Lied handelt davon, wie es ist, die Liebe zu spüren und den stechenden Schmerz.

Gott ist in den Rosen, in den Blütenblättern und in den Dornen. Gott ist da, wo es unsagbar schmerzt und Gott ist da, wo es unfassbar schön ist.

So erzählen die Rosen vom Leben, vom Schmerz und von der Liebe, die einfach da sind und frei von jedem Warum und Wozu. Gott ist da, wenn die Liebe die richtigen Worte findet.

10.01.2018
Pfarrerin Sandra Zeidler